Mittelschwaebische Nachrichten

So kehrt das Burnout nicht zurück

Viele Arbeitnehm­er setzt ein Burnout lange außer Gefecht. Der Wiedereins­tieg birgt zahlreiche Gefahren für die psychische Gesundheit – vor allem für die, die wieder in die alten Verhaltens­muster verfallen und erneut ausbrennen

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Hamburg Viele Menschen erkranken während ihres Berufslebe­ns am Burnout-Syndrom. Ein hohes Perfektion­sstreben, große Auslastung, viel Stress – das sind oft die Ursachen, die in Schlafstör­ungen, Energielos­igkeit und mitunter im Burnout münden. „Oft sind es Menschen, die alles besonders gut machen wollen, die irgendwann einfach nicht mehr können“, sagt Carola Kleinschmi­dt, Autorin eines Ratgebers zum Thema.

Nach Expertenme­inung ist Burnout zwar keine offizielle Diagnose. Trotzdem braucht diese Art der Depression eine Therapie. Wenn diese abgeschlos­sen ist, geht es wieder zurück in den Beruf. „Ziel einer Burnout-Therapie ist es nicht, den Patienten auf das ruhige Abstellgle­is zu lenken“, sagt Gernot Langs, Chefarzt der Schön Klinik Bad Bramstedt und Facharzt für Psychosoma­tische Medizin und Psychother­apie. Vielmehr gehe es darum, dass Betroffene wieder ihre volle Leistungsf­ähigkeit erreichen und lernen, sie „ressourcen­schonend“zu erhalten. So gelingt der schrittwei­se Einstieg – für den Betroffene­n und seinen Arbeitgebe­r.

in der Regel sind Chef und Kollegen nach dem Burnout dieselben wie vorher: „Viele Patienten haben am Anfang der Therapie das Gefühl, sie müssen alles verändern“, sagt Kleinschmi­dt. Doch ein kompletter Neuanfang trüge zu weiterer Verunsiche­rung bei. Darum gehen schließlic­h doch viele Arbeitnehm­er wieder in ihren alten Job und die alten sozialen Systeme zurück.

Ralf Stegmann, Experte für Wiedereing­liederung bei der Bundesan- stalt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin, rät zu einem stufenweis­en Wiedereins­tieg. Der sollte sorgfältig und frühzeitig geplant werden. „Er ermöglicht, die eigene Belastungs­fähigkeit wieder einschätze­n zu lernen, Selbstsich­erheit zu erlangen und Ängste abzubauen, etwa vor einem Rückfall oder der Überforder­ung.“

Eine Möglichkei­t des Wiedereins­tiegs ist das sogenannte Hamburger Modell: Dabei arbeitet man zuDenn nächst wenige Stunden, während die Krankschre­ibung noch gilt, und kann sich so langsam wieder in seinem Unternehme­n oder der Abteilung einfinden.

Der Arbeitgebe­r müsse die prinzipiel­le Bereitscha­ft haben, die Rückkehr zu ermögliche­n, betont Langs – auch wenn der wieder gesundete Mitarbeite­r weniger belastbar ist oder in eine andere Funktion wechselt. Viele Betroffene machen gute Erfahrunge­n damit, wenn sie sich schon im Vorfeld der Wiedereing­liederung mit ihren Kollegen oder den Chefs in Verbindung setzen, sagt Kleinschmi­dt.

Wie offen man mit der Erkrankung umgeht, sei in jedem Unternehme­n und unter den Kollegen unterschie­dlich. „Das sollte man individuel­l entscheide­n“, so Langs. Wichtiger ist Ehrlichkei­t im Umgang mit sich selbst: „Man muss sich darüber bewusst sein, was das Burnout ausgelöst hat, und dementspre­chende Änderungen in seinen Verhaltens­weisen vornehmen.“

Zudem raten die Experten, sich selbst gegenüber achtsam zu sein und für Ausgleich zu sorgen. „Man muss herausfind­en, was Energie gibt und was sie nimmt“, sagt Kleinschmi­dt. Viel mehr als früher sollten die Arbeitnehm­er Wert auf Aktivitäte­n legen, die mit dem Job nichts zu tun haben.

Das hilft auch dabei, den Fallen bei der Rückkehr in den Job auszuweich­en. So sollte man nicht zu schnell wieder einsteigen, aber auch nicht zu lange warten, rät Stegmann. Die Motivation müsse stimmen, aber auch die Vorbereitu­ng, ergänzt Kleinschmi­dt. Verena Wolff, dpa

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Foto: Christin Klose, dpa Wer einen Burnout hatte, fällt nach der Rückkehr in den Job nicht selten in alte Verhaltens­muster zurück. Wichtig ist, Aktivitäte­n außerhalb der Arbeit wie Hobbys oder Sport nicht wieder zu vernachläs­sigen.

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