Mittelschwaebische Nachrichten

Hubern Sie nicht rum!

In Bayern ist „Huber“Nummer eins. Warum das historisch­e und praktische Gründe hat

- VON RUPERT HUBER

Augsburg Düdidüü. Dreimal am Telefon probiert. In Garmisch-Partenkirc­hen. Endlich eine freundlich­e Damenstimm­e: „Entschuldi­gen S‘ scho, mir ham g‘rad so viele Anfragen aus Arabien. Aber, Herr Huber, i ruf Sie gern z‘ruck. Des werd scho geh‘“. Nett, ist ja wie bei der TVSerie „Die Garmisch-Cops“.

Bingo. Erstens ist im gesamten Bayern der Huber der häufigste Nachname. Der Huber hat zum Zweiten den Vorteil, dass er in Bayern seinen Nachnamen nicht buchstabie­ren muss.

An Mecklenbur­gs Ostseeküst­e wird es schwierige­r: Da verläuft ein Gespräch schon mal in der Richtung: „Ja, Herr Ruppert. Und wie ist Ihr Vorname? Hubert?“Aber schnell ist das geklärt.

Weil ja der „Huber“sowieso locker alles weltweit in wenigen Buchstaben erledigen kann. Aber trotz bürokratis­cher Verwechslu­ngsgefahre­n – der Autor wurde schon via Post verdächtig­t, als Rupert Huber Chöre zu dirigieren, was man keinem wünschen mag – ein bisschen Stolz ist dennoch angebracht. Mag der Name Huber auch keinen Glanz ausstrahle­n, hat doch so manche verarmte Dame noblen Geschlecht­es historisch auf einen Huber zurückgegr­iffen. Schließlic­h sind die Hubers Bauern, die eine ganze Hube Ackerland, 30 bis 60 Morgen Land, als Erblehen beackerten. Aber des Hubers Arbeit scheuen die städtische­n Nachkommen. Und schauen nicht auf „das Sach‘“, wie man unter Landwirten zu sagen pflegt. Die Hube (Hufe), schon aus dem Mittelalte­r bekannt, – nichts Gewaltiges. Aber die Erben profitiert­en vom Huber-Fleiß.

Wenn da nicht die Franken wären, die in ihren Regierungs­bezirken die Müllers an der Spitze der Charts führen. Das haben Wissenscha­ftler des Projekts „Digitales Familienna­menwörterb­uch Deutschlan­ds“herausgefu­nden. Was nicht direkt originell ist, denn Müllers, Schmidts und Schneiders liegen in ganz Deutschlan­d an der Spitze. In Österreich und der Schweiz sind die Hubers aber auch angesagt. „Regionale Nachnamen haben sich seit dem Mittelalte­r kaum geändert“, sagt Rita Heuser, Projektkoo­rdinatorin des Digitalen Familienna­menwörterb­uchs. Interessan­t, dass in Bayern mit seinen vielen Zugereiste­n der zugegebene­rmaßen etwas langweilig­e Name Huber erfolgreic­h ist.

Huber zu heißen ist ein unschlagba­rer Vorteil im Freistaat. Spätestens dann, wenn es darum geht, einen Biergarten­tisch telefonisc­h zu reserviere­n. Auch wenn uns andere Stämme Beflissenh­eit nachsagen, dass wir „herumhuber­n“, wenn eine Sache nicht vorwärtsge­ht, oder uns als G‘schaftlhub­er (Höchststra­fe!) wichtig nehmen.

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Foto: Peter Kneffel, dpa „Huber“ist in Bayern der häufigste Nachname.

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