Mittelschwaebische Nachrichten
Eine Demonstration der Stärke
Der FC Bayern München knüpft mit dem 6:0 zum Auftakt nahtlos an den Ausklang der vergangenen Saison an. Werder Bremen dagegen geht schweren Zeiten entgegen
München Die 54. Bundesliga-Saison hat gestern Abend begonnen, wie die 53. zu Ende gegangen ist: mit dem FC Bayern ganz oben. Die Münchner haben sich zum Saisonstart in der Allianz-Arena mit einem makellosen 6:0-Sieg gegen Werder Bremen die erste Tabellenführung der neuen Spielzeit gesichert.
Die Münchner haben das Rekordergebnis für einen ersten Bundesliga-Spieltag eingestellt, was gleichzeitig eine späte Genugtuung für sie gewesen sein dürfte. Denn 1974 waren sie es, die zum Saisonstart 0:6 gegen Kickers Offenbach verloren hatten.
Wie weit Bayern und Bremen in dieser Spielzeit auseinanderliegen, offenbarte der Blick auf die beiden Startformationen. Während Werder-Trainer Victor Skripnik eine Elf aus Namenlosen und mittelmäßigen Altgedienten aufbot, schaffte es sein Kollegen Carlo Ancelotti trotz vieler Ausfälle nicht, den 35-MillionenEinkauf Renato Sanches in der Anfangself unterzubringen. Der Portu- saß nur auf der Bank. Bei den Bremern fehlten neben Pizarro und Kruse auch Junusovic mit einer Augenverletzung – und damit so ziemlich alles, was bei Werder Tore schießen kann. Es war also klar, in welche Richtung die BundesligaOuvertüre laufen würde.
Ehe die Bayern den ersten Anstoß, wie es die neue Regel gestattet, in die eigene Spielhälfte vollzogen hatten, hatte es ein üppiges Ehrenprogramm gegeben. Für Jérôme Boateng den Pokal zur Wahl des Fußballers des Jahres und für die fünf Fußball-Olympiasiegerinnen Behringer, Leupolz, Maier, Däbritz und Laudehr aus Bayern Blumen.
Dann ergriff auch noch Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge das Mikrofon, um Stadionsprecher Stefan Lehmann zu 20 Jahren in Diensten des FC Bayern zu beglückwünschen.
Weil alles gar so schön war, gab’s dann auch noch die Nationalhymne, ehe das Programm die 75000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz-Arena mit einer Gedenkminute zu Ehren der Opfer der italienischen Erdbebenkatastrophe ins Leben zurückholte.
Als endlich der Ball rollte, war nach wenigen Minuten klar, dass Werder chancenlos bleiben und auch das saisonübergreifend 14. Pflichtspiel in Serie verlieren würde. Carlo Ancelotti hatte nach der Bremer Pokalpleite gegen den Drittligisten SF Lotte zwar vor den Hanseaten gewarnt („Das ist jetzt ein anderes Spiel“). Tatsächlich aber war es, aus Gästesicht, irgendwie dasselbe Spiel. Die Bremer wussten im Wirbel, den der Rekordmeister entfachte, nicht, wo ihnen der Kopf stand. Alonso war der Erste, der die Verwirrung der Grün-Weißen nutzte und aus 22 Metern (8.) traf. Lewandowski erhöhte auf 2:0 (13.). Was die elegant kombinierenden Münchner boten, unterschied sich in nichts von den Vorträgen unter Pep Guardiola. Dessen Nachfolger Carlo Ancelotti verfolgte das Spiel, die Arme meist verschränkt, mit gelegentlichem Wiegen des Kopfes.
Werder rettete das 0:2 mit Glück in die Pause, was vor allem Lewandowski zu verdanken war, der zugiese nächst einen Pfosten-Abpraller von Müller unkonzentriert über das ungesicherte Bremer Tor drosch und anschließend frei vor Werders tüchtigem Torhüter Wiedwald scheiterte.
Nach Wiederanpfiff machte es Lewandowski im dritten Versuch besser. Eine Müller-Flanke drückte der Pole zum 3:0 (47.) ins Netz. Es war der 29. Gegentreffer für die Bremer in den letzten sechs Begegnungen mit den Bayern.
Was folgte, war leichtes Münchner Auslaufen gegen enttäuschende Bremer, die bis zum Schluss nur zwei harmlose Schüsschen auf das Tor von Manuel Neuer zustande brachten. So harmlos waren die Gäste, dass selbst Philipp Lahm Gelegenheit fand, auf 4:0 (66.) zu erhöhen. Anschließend krönte Ribéry seinen umtriebigen Auftritt mit dem 5:0 (73.). Lewandowski traf nach einem Foul am eingewechselten Rafinha zum 6:0-Endstand (77.).
Ein Ergebnis, das den Bayern eine Start-Ziel-Meisterschaft bescheren könnte. Werder dagegen geht schweren Zeiten entgegen.