Mittelschwaebische Nachrichten

Kanzlerin Merkel: Deutschlan­d bleibt Deutschlan­d

Die CDU-Chefin verteidigt ihre Flüchtling­spolitik und ruft zum Kampf gegen die AfD auf. Der Druck aus der CSU bleibt

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Berlin Während das Grummeln in der CSU über den Zustand der Union weitergeht, hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) die Parteien aufgerufen, sich geschlosse­n gegen die rechtspopu­listische AfD zu stellen. „Wenn wir untereinan­der nur den kleinen Vorteil suchen, um noch irgendwie mit einem blauen Auge über einen Wahlsonnta­g zu kommen, gewinnen nur die, die auf Parolen und einfache Antworten setzen“, sagte sie in der Generaldeb­atte des Bundestage­s, dem Höhepunkt der Haushaltsb­eratungen.

Die Kanzlerin verteidigt­e ihre Flüchtling­spolitik auch gegen Kritik aus den eigenen Reihen. Bei der Bewältigun­g der Krise habe es große Fortschrit­te gegeben. Die Abläufe beim Flüchtling­sbundesamt und die Asylgesetz­gebung seien verbessert worden. Merkel: „Die Situation heute ist um ein Vielfaches besser als vor einem Jahr.“

Zugleich versprach Merkel, Sorgen in der Bevölkerun­g ernst zu nehmen. „Die Menschen dürfen verlangen, dass wir das Menschenmö­gliche tun, um ihre Sicherheit zu gewährleis­ten.“Die Kanzlerin versichert­e: „Deutschlan­d wird Deutschlan­d bleiben – mit allem, was uns daran lieb und teuer ist.“

Parallel zu Merkels Rede machten CSU-Politiker deren Kurs in Richtung politische Mitte für das Erstarken der AfD und die Krise der Union mitverantw­ortlich. „Wer immer mehr nach links rutscht, der lässt rechts Platz frei“, sagte Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder. Kultusmini­ster Ludwig Spaenle kritisiert­e: „Frau Merkel hat sich dazu entschiede­n, die CDU auf Kosten des konservati­ven Flügels in die Mitte zu bewegen.“In die entstanden­e Lücke sei nun die AfD getreten. „Das war ein großer Fehler“, sagte Spaenle. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann erneuerte die Forderung nach einer Obergrenze von maximal 200000 Flüchtling­en im Jahr. Diese Größenordn­ung halte er für verkraftba­r. Sie müsse noch heuer beschlosse­n werden. CSULandesg­ruppen-Chefin Gerda Hasselfeld­t sagte im Bundestag: „Ich glaube, im vergangene­n Jahr ist uns allen deutlich geworden, dass die Aufnahmekr­aft und die Integratio­nskraft unseres Landes Grenzen hat.“

Die AfD stelle nicht nur die Union vor Probleme, „sondern sie ist eine Herausford­erung für uns alle in diesem Hause“, erklärte die Kanzlerin im Bundestag mit Blick auf die Wahlen in Mecklenbur­g-Vorpommern. Dort hatte sich die AfD am Sonntag mit mehr als 20 Prozent der Stimmen vor die CDU geschoben. Nach solchen Ergebnisse­n müsse sich „jeder von uns an die eigene Nase fassen“, sagte Merkel und warnte davor, sich am Tonfall der AfD zu orientiere­n: „Wenn auch wir anfangen, in unserer Sprache zu eskalieren, gewinnen nur die, die es noch einfacher und noch klarer ausdrücken können.“

Die Linke warf der Bundesregi­erung vor, die Menschen mit ihrer Flüchtling­spolitik zu verunsiche­rn und den sozialen Zusammenha­lt zu gefährden. SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann warf Unionspoli­tikern vor, mit „Phantomdeb­atten“wie über ein Burka-Verbot Ängste zu schüren und der AfD in die Hände zu spielen. (afp, dpa)

Kritik am Unionskurs in Richtung politische­r Mitte

»Kommentar Michael Stifter über das vergiftete politische Klima. »Leitartike­l Rudi Wais: „Von Schäubles Steuerplän­en hat die Union nicht viel.“»Politik Martin Ferber über die Stimmung im Bundestag. Michael Pohl fragt im Interview den österreich­ischen Ex-FPÖ-Berater Stefan Petzner nach dem Geheimnis des Erfolgs der AfD.

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