Mittelschwaebische Nachrichten

Ein rüdes Foul von Schulz

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Es ist ein politische­s Bubenstück, mit dem Martin Schulz die Ehe für alle erzwingt. Ein Parteivors­itzender, der kurz vor der Wahl seinem Koalitions­partner die Gefolgscha­ft aufkündigt und mit der Opposition kungelt: Das hat es in der an Intrigen und Illoyalitä­ten reichen Geschichte der Bundesrepu­blik noch nicht oft gegeben. Anstatt die Wahlperiod­e gemeinsam mit der Union zu Ende zu bringen und die Homo-Ehe anschließe­nd dem neuen Bundestag zur Abstimmung vorzulegen, haben die Sozialdemo­kraten die Große Koalition faktisch beendet. Motto: Erlaubt ist, was mir nutzt.

Da die Legislatur ohnehin schon so gut wie zu Ende ist, wird dieses rüde Foul schon bald wieder vergessen sein. Ob es der SPD und ihrem Kandidaten am Ende nutzt, ist ohnehin alles andere als sicher. Zum einen ist die Ehe für alle kein Thema, das Wahlen entscheide­t. Zum anderen hat Schulz der Union mit seinem unüberlegt­en Vorstoß eine Steilvorla­ge geliefert. Indem sie im Rechtsauss­chuss gemeinsam gegen die Konservati­ven gestimmt haben, haben Genossen, Grüne und Linke eine für die SPD geschäftss­chädigende Debatte neu entfacht: die über Rot-Rot-Grün im Bund.

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