Mittelschwaebische Nachrichten
Der Kletterturm kann kommen
Die Mitglieder des Alpenvereins in Illertissen haben dem Bau eines neuen Vereins- und Kletterzentrums zugestimmt. Schon im Herbst soll die Anlage in der Vöhlinstadt stehen
Illertissen Ran an die Kletterwand: So könnte es in Illertissen bereits ab Oktober heißen. Denn läuft alles nach Plan, dann soll der erste Bauabschnitt des neuen Vereins- und Kletterzentrums der Sektion Illertissen des Deutschen Alpenvereins (DAV) schon im Herbst stehen. Mit nur einer Gegenstimme wurde der Vorstand bei einer außerordentlichen Versammlung in der Schranne beauftragt, das Vorhaben in die Wege zu leiten.
Vorgesehen sind zunächst der Bau eines Kletterturms und eines provisorischen Vereinsheims auf dem Gelände der ehemaligen Minigolfanlage an der Friedhofstraße, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schützenheim. Zuvor hatten nicht nur die Kletterer, sondern vor allem die Jugendleiter und Vertreter weiterer Abteilungen den Bau als dringend erforderlich bezeichnet.
Vorsitzender Jörg Sager und sein Stellvertreter Thomas Ertle hatten einleitend die aktuelle Situation ausführlich präsentiert: Für die neue Generation der Bergsportbegeisterten sei ein Kletterturm heute unabdingbar. Sinnvolle Jugendarbeit sei nur möglich, wenn man mit den Kindern und Jugendlichen nicht erst umständlich zu auswärtigen Anlagen fahren müsse.
Von dem Kletterzentrum erwarten sich die Verantwortlichen außerdem einen deutlichen Mitgliederzuwachs. Und mehr noch: Mit der Anlage werde sowohl für Schulen als auch für die gesamte Öffentlichkeit eine attraktive neue Sportmöglichkeit in Illertissen geboten. Das wiederum trage zur Stärkung der Stadt als Wohn- und Wirtschaftsstandort bei und erhöhe den Bekanntheitsgrad der DAV-Sektion als einem der größten Vereine der Kommune.
Für die Vereinsmitglieder selbst, so Ertle, entstehe mit dem Vereinsheim ein seit Langem schmerzlich Treffpunkt, in dem auch die Geschäftsstelle mit ihren ständig wachsenden Aufgaben untergebracht werden könne. Wie Schatzmeisterin Cornelia Rau darlegte, sind die Kosten für das Projekt durchaus finanzierbar. Diese betragen für den ersten Abschnitt mit Turm und vorläufigem Vereinsheim insgesamt 650 000 Euro, wovon 450 000 Euro noch zu finanzieren seien. Das stadteigene Gelände wird, analog zum vor Kurzem gefassten Baubeschluss des TSV, für dessen neue Halle in Erbpacht zur Verfügung gestellt.
Infolge einer detaillierten Baukostenaufstellung, eines ausführlichen Businessplans sowie einer Marktanalyse gehe man davon aus, dass sich der Betrieb selbst trage, so die Vorstandsvertreter. Quersubvermisster ventionen aus den Mitgliedsbeiträgen oder aus den Finanzmitteln der vereinseigenen Schwarzenberghütte seien nicht vorgesehen. Auch die Liquidität des Vereins sei auf Dauer gesichert. Im zweiten Bauabschnitt sollen dann eine Boulderhalle und ein endgültiges Vereinsheim folgen. Schon in wenigen Jahren könnte dies in Angriff genommen werden, hieß es. Bouldern bedeutet dabei Klettern ohne Seil bis zu einer Höhe, aus der gefahrlos abgesprungen werden kann. Rücklagen hierfür sind bereits vorhanden. Das Vereinsheim stelle keinerlei Konkurrenz zur benachbarten Schützenheimgaststätte dar; es werden darin nur Getränke aus Automaten angeboten. Vielmehr, so Thomas Ertle im Gespräch mit unserer Zeitung, werde sich der Kletterturm als Anziehungspunkt für Spaziergänger entwickeln, die dann aus dem Biergarten des Schützenheims die Kletterer beobachten könnten. In einer ausführlichen Diskussion, die dem Beschluss vorausgegangen war, hatten sämtliche Teilnehmer nach der Klärung diverser Detailfragen betont, wie wichtig das gesamte Vorhaben für den Verein sei. Steuerliche Fragen, versicherte Schatzmeisterin Rau, seien bereits geklärt und stellten kein Problem dar. Die Jugendleiter, so betonte ein Mitglied, „stehen in den Startlöchern“. Von den Mountainbikern über die Wanderund Familiengruppen bis hin zum Ehrenvorsitzenden Peter Althoff wurde das Vereins- und Kletterzentrum für gut befunden – wobei Althoff Wert darauf legte, dass die Schwarzenberghütte als zweite Heimat des Vereins nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Das wurde ihm zugesichert.
Mit dem einhelligen Baubeschluss, den auch Bürgermeister Jürgen Eisen befürwortete, waren sich die Mitglieder sicher, eine ebenso richtige wie zukunftsweisende Entscheidung getroffen zu haben. Die Formulare für eine Beteiligung an einem Mitgliederdarlehen fanden dementsprechend reges Interesse. Auch Eigenleistungen der Mitglieder werden erforderlich sein. Um das Projekt finanziell zu unterstützen, wird eine ortsansässige Bäckerei ab Ostern ein „Kraxlerbrot“anbieten, von dessen Kaufpreis pro Laib 50 Cent für den Bau des Kletterzentrums gespendet werden.