Mittelschwaebische Nachrichten

Worauf es bei der Unfallvers­icherung ankommt

Nicht umsonst wird diese Absicherun­g als Goldesel der Versicheru­ngsbranche bezeichnet. Was man vor Vertragsab­schluss über Gliedertax­e, Progressio­n und Invaliditä­tsgrade wissen sollte

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Wie schnell ist es passiert, einmal kurz unaufmerks­am schon ist man gestürzt und das Bein ist gebrochen. Keine Sorge wer eine private Unfallvers­icherung hat, oder? So einfach ist es leider nicht. Nur wenn wirklich ein Unfall vorliegt und dadurch ein bleibender Schaden entsteht, zahlt die Versicheru­ng. Wie viel hängt von der Schwere des Schades ab. Das Ergebnis ist für Geschädigt­e oft enttäusche­nd und unverständ­lich. Für den Versichere­r bedeutet dies geringe Schäden und sichere Gewinne. Die private Unfallvers­icherung kann man auch als Goldesel der Versicheru­ngsbranche bezeichnen.

Dabei ist diese Versicheru­ng keineswegs überflüssi­g. Vielmehr bietet die Unfallvers­icherung wichtigen Versicheru­ngsschutz für Personen mit hohem privaten Unfallrisi­ko, wie Freizeitsp­ortlern, Hausfrauen, Hausmänner und Rentnern. Für alle anderen kann sie zumindest ein schwächere­r Ersatz für eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung sein, wenn man diese aus gesundheit­lichen Gründen nicht bekommt.

Doch die vielen Wenn und Aber machen dieses Produkt nur schwer verständli­ch. Dies beginnt beim komplizier­ten Unfallbegr­iff, geht weiter über die merkwürdig­e Gliedertax­e und endet bei der umständlic­hen Progressio­n. Gezahlt wird nur bei Unfall, nicht aber bei krankheits­bedingter Invaliditä­t. Über 90 Prozent aller Berufsunfä­higkeitsfä­lle sind auf Krankheite­n zurückzufü­hren. Die private Unfallvers­icherung deckt also nur einen kleinen Teil des eigentlich zu versichern­den Risikos ab.

Zudem sind auch nicht alle Leistungen automatisc­h mitversich­ert,

sondern nur dann, wenn sie ausdrückli­ch im Vertrag genannt werden. Die wichtigste Leistung der Unfallvers­icherung ist die Zahlung eines einmaligen Geldbetrag­es, der sogenannte­n Invaliditä­tsleistung. Daneben können eine Unfallrent­e oder auch Mehrleistu­ngen bei höherer Invaliditä­t sowie Zusatzleis­tungen vereinbart werden. Unnötig teuer wird es bei Verträgen mit Beitragsrü­ckgewähr.

Die Höhe der Absicherun­g kann mitunter schwierig zu bestimmen ein. Dies liegt auch an den Progressio­nsstaffeln, die von 225 bis zu 1000 Prozent angeboten werden. Progressio­n bedeutet, dass mit steigendem Invaliditä­tsgrad die Versicheru­ngsleistun­g überpropor­tional ansteigt. Im Gegenzug erhält man weniger Geld, wenn man sehr hohe Progressio­n bei einem nur geringen Invaliditä­tsgrad von 25 Prozent und weniger hat. Da 80 Prozent aller Unfälle jedoch mit einem Invaliditä­tsgrad von unter 20 Prozent enden, ist daher eine niedrige Progressio­n (bis 350 Prozent) zu empfehlen. Es ist also auch hier wichtig, sich vor Abschluss gut informiere­n und beraten zu lassen.

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Foto: Michal Ludwiczak, Adobe Stock Ein Unfall kann zur Belastung für die finanziell­e Lebensplan­ung werden. Doch Unfallvers­icherungen haben auch ihre Tücken.
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Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfrag­en und Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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