Mittelschwaebische Nachrichten
Immer mehr Müll durchs Verpacken
Mehrwegbehälter auch für Essen?
Berlin Es ist ein Rekord, über den sich kaum jemand freut: Fast 19 Millionen Tonnen Verpackungsmüll haben die Deutschen im Jahr 2018 produziert – so viel wie nie zuvor. Verteilt auf alle Bundesbürger macht das 227,5 Kilo pro Kopf, rechnet das Umweltbundesamt UBA vor. Private Verbraucher hatten daran erneut einen Anteil von 47 Prozent. Wie sich die Corona-Krise auswirkt, vermag das UBA noch nicht zu sagen, nur so viel: „Aufgrund der geschlossenen Geschäfte und Restaurants ist abzusehen, dass vor allem mehr Serviceverpackungen verbraucht worden sind.“
● Woran liegt es? Neben dem Wirtschaftswachstum dürften die Konsumgewohnheiten zum Anstieg des Verpackungsmülls beitragen. Hinzu komme ein Trend bei Herstellern zu wiederverschließbaren Verpackungen, Dosierhilfen und aufwendigeren Verschlüssen. Diese könnten zwar beitragen, Ressourcen durch zielgerichtetes Dosieren zu schonen, seien aber häufig mit zunehmendem Materialverbrauch verbunden. Dazu kämen Trends zu kleineren Portionen, zu Online-Einkauf und zum „To go“, also zum Mitnehmen.
● Was passiert mit dem Verpa ckungsmüll? In Deutschland fällt zwar viel an, es wird aber auch viel recycelt – 2018 waren es 69 Prozent. Je nach Material sind die Unterschiede groß: Bei Stahl sind es 92 Prozent, bei Aluminium 90, bei Papier und Karton 88 und bei Glas 83 Prozent. Kunststoff-Verpackungen wurden nur zu 47 Prozent wiederverwertet, aus Holz nur zu 25 Prozent.
● Was ist zu tun? „Verpackungen sollten vermieden werden, bevor sie überhaupt anfallen“, mahnt UBAPräsident Dirk Messner und schlägt vor: Mehrwegbecher etwa für Kaffee müssten die Regel werden und auch für die Mitnahme von Essen sollten Mehrwegbehälter erlaubt werden: „Die Flut an Pizzakartons und Kaffeebechern in Mülleimern und Parks hätte so ein Ende.“Hersteller sollten Verpackungen so gestalten, dass sie gut zu recyceln seien, und Mehrwegverpackungen verwenden. Umwelt-Staatssekretär Florian Pronold nannte bei einer Tagung die Festschreibung fester Quoten eine Option, falls sich, vor allem bei Getränken, der Trend nicht umkehre.