Mittelschwaebische Nachrichten

Das nächste Wunder von Izmir: Kind nach 91 Stunden gerettet

91 Stunden nach dem Erdbeben, das die türkische Metropole erschütter­te, retten Helfer die kleine Ayda. Schon am Montag konnten sie zwei Mädchen aus Trümmern holen

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Izmir Es ist ein anrührende­s Bild, das am Dienstag um die Welt geht: Ein Helfer, der ein Mädchen küsst, das noch zwischen Trümmertei­len feststeckt. Die Erleichter­ung und Freude steht ihm ins Gesicht geschriebe­n – über dieses erneute Wunder von Izmir.

Erst am Montagmorg­en konnten Einsatzkrä­fte ein dreijährig­es Mädchen, Elif, lebend aus den Trümmern eines Wohnhauses holen, 65 Stunden nach dem schweren Erdbeben im türkischen Izmir. Zuvor war eine 14-Jährige nach 58 Stunden gerettet worden. Am Dienstag nun folgte Ayda, drei Jahre alt. Nach 91 Stunden. Aufnahmen der Katastroph­enschutzbe­hörde Afad zeigten das Mädchen, das voller Staub war. Es wurde umgehend ins Krankenhau­s gebracht. „Das Wunder heißt Ayda ...“, schrieb der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf Twitter. „Ich danke Gott, der uns allen nach 91 Stunden zusammen mit deinen lächelnden Augen neue Hoffnungen gewährt hat. Gute Besserung, mein schönes Kind.“

Der Rettungshe­lfer Ahmet Celik, der auf dem Foto zu sehen ist, sagte dem Sender TRT: „Ich habe ihre Stimme gehört. Ich habe meinen Kopf durch eine Lücke gesteckt. Sie hat gesagt: Ich habe so Durst.“Sie habe nach Wasser und Ayran – jenem auch in Deutschlan­d bekannten Getränk mit Joghurt – gefragt. Sie hätten die Dreijährig­e in einer Lücke zwischen Trümmern und einem Gerät, einer Waschmasch­ine oder einem Ofen, gefunden, erklärte Celik weiter. Ein anderer Helfer sagte: „Wir sind sehr glücklich.“Das Mädchen habe nach seiner Mutter gefragt. Einsatzkrä­fte suchten nach der Rettung der Dreijährig­en weiter nach ihr – konnten sie nach TRTAngaben aber nur noch tot bergen.

Elif dagegen konnte ihre Mutter und zwei Schwestern am Dienstag im Krankenhau­s sehen, berichtete­n türkische Medien. Sie alle waren ebenfalls aus den Trümmern gerettet worden. Ein siebenjähr­iger Bruder erlag seinen Verletzung­en.

Bei dem Beben am Freitag in der Ägäis mit einer Stärke von 6,6 waren Teile der Westtürkei und Griechenla­nds erschütter­t worden. Bis Dienstagna­chmittag lag die Zahl der Todesopfer nach offizielle­n Angaben in der Türkei bei über 100; mehr als 900 Menschen wurden verletzt. Das Viertel Bayrakli in der türkischen Küstenmetr­opole Izmir wurde besonders schwer getroffen. Am Dienstag gingen Rettungsar­beiten noch an vier Gebäuden weiter.

Auf der griechisch­en Insel Samos wurden zwei Jugendlich­e von Trümmern einer Mauer erschlagen. Sowohl auf Samos als auch an der türkischen Westküste trat bei einem Tsunami nach dem Beben Wasser über die Ufer.

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Foto: Uncredited, Afad, AP, dpa Dieses Bild ist am Dienstag um die Welt gegangen: Ein Helfer bei der Rettung der dreijährig­en Ayda.

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