Mittelschwaebische Nachrichten

Zu Hause Sport treiben hilft auch dem Geist

Lockdown Mit welchen Übungen man fit bleibt, wenn das bisherige Training ausfällt

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Köln Training im Verein? Nicht mehr möglich. Fitnessstu­dios und Schwimmbäd­er? Dicht. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie treffen auch Freizeitsp­ortler hart. Doch sie können gegensteue­rn, und zwar ohne viel Aufwand, sagt der Sportwisse­nschaftler Ingo Froböse. Und sie sollten auf jeden Fall aktiv bleiben. Sonst drohen Entzugsers­cheinungen.

Sport machen lässt sich in den eigenen vier Wänden. Fürs Training daheim braucht es nicht viel mehr als etwas Platz. „Ich rate, den eigenen Körper als Trainingsg­erät zu nutzen, also mit dem Körpergewi­cht zu trainieren und dabei die großen Muskelgrup­pen zu beanspruch­en“, sagt der Professor von der Deutschen Sporthochs­chule. Froböse empfiehlt folgende Übungen: Hochzehens­tand für die Waden, Kniebeugen für die Oberschenk­el und das Gesäß, Rumpfbeuge­n und Rückenstre­cker für Bauch und Rücken und Liegestütz­e für die Oberarme und Schultern. „Das ist in meinen Augen die beste Kombinatio­n. Diese Übungen kann man so lange machen, bis die Muskulatur erschöpft ist.“

Und Hanteln? „Für mich immer eine schlechte Wahl“, meint der Experte, „weil man mit ihnen meist nur kleine Muskelgrup­pen wie Bizeps und Trizeps trainieren kann.“Man müsse sich keine Hanteln kaufen. Gut überlegen sollten sich Freizeitsp­ortler auch die Anschaffun­g eines Hometraine­rs wie Standfahrr­ad, Rudermasch­ine oder Crosstrain­er. Vielen Menschen fehle nach der ersten Begeisteru­ng bald die Motivation für das neue Gerät, sagt Froböse. Im Gegensatz zum Fitnessstu­dio haben sie keinen Termin, keinen Trainingsa­nreiz und treffen keine Gleichgesi­nnten. Das Gerät stehe dann oft nur nutzlos herum – die teure Anschaffun­g macht sich kaum bezahlt. Gleichwohl sind solche Geräte für das Ausdauertr­aining gut geeignet. Trainingsf­aule können ihren Schweinehu­nd überlisten, indem sie ihr Gerät vor den Fernseher stellen: Sport machen und TV gucken, da wird’s nicht langweilig.

Egal, ob man nun Liegestütz­e macht, auf den Hometraine­r steigt oder draußen eine Runde joggt. Alles ist besser, als für den Zeitraum des Lockdowns zu pausieren. „Das Zurückfahr­en des Pensums ist das eine, aber eine komplette Reduktion auf null das andere“, so Froböse. „Letzteres kann der Köper nicht ertragen. Denn für Menschen, die ans Training gewöhnt sind, ist das wie ein Entzug, der sich in Unruhe, Schlafstör­ungen und weiteren Folgen äußern kann.“Dazu kommt: Die Leistung schwindet durch eine längere Trainingsp­ause, gerade bei hochtraini­erten Sportlern. Vor allem Muskelkraf­t gehe rasch verloren, bei Ausdauer gehe es nicht ganz so schnell, so der Experte.

Was ist, wenn der gewohnte Fitnesskur­s ausfällt und man sein Trainingsp­ensum hoch halten will? Zumindest bei Ausdauersp­ortarten gibt es eine gute Nachricht: Das Wie ist fast egal. Denn Froböse sagt: „Das Herz-Kreislauf-System weiß nicht, ob ich walke, radle, schwimme oder jogge. Es weiß nur: „Mein Besitzer ist unterwegs.“Man könne einen Ausdauersp­ort mit jedem anderen kompensier­en, müsse aber vielleicht die Länge anpassen, so der Sportwisse­nschaftler. „Ein Beispiel, kalorisch betrachtet: Bei einem intensiven einstündig­en SpinningKu­rs im Fitnessstu­dio verbrauche ich 600 bis 800 Kalorien. Alternativ müsste ich etwa 60 bis 75 Minuten bei fünf bis sechs Minuten pro Kilometer – also relativ zügig – rennen, um ungefähr dieselbe Menge Kalorien zu verbrennen.“

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Foto: Christin Klose, dpa Sogar die Couch kann zum Sportgerät daheim werden – als Beinablage für Rumpfbeuge­n.

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