Mittelschwaebische Nachrichten

Hilfsgelde­r und Haushaltsd­isziplin

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger‰allgemeine.de

Der Hilferuf aus den Hauptstädt­en der Europäisch­en Union erfolgte schnell. Kaum hatten die Regierunge­n in der ersten Coronaviru­s-Welle das öffentlich­e Leben in ihren Ländern herunterge­fahren, kam bereits der Wunsch nach zusätzlich­en Geldern aus Brüssel auf. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass vor einem halben Jahr zunächst von Eurobonds die Rede war. Der Aufbaufond­s wurde ersonnen, um die unbedachte

Einführung der Gemeinscha­ftshaftung zu verhindern. Dass sich nun für den Darlehensa­nteil des Fonds niemand wirklich interessie­rt und die Mitgliedst­aaten auch einen großen Bogen um die Kredite des Rettungspa­ketes 1 machen, spricht Bände: Es zeigt nämlich, dass trotz der Katastroph­e auch andere Ideen am Werk waren. Mit frischem Geld wollte sich so manch einer sanieren. Kein Wunder also, dass sowohl die Finanzmini­ster der Geberlände­r wie auch die Abgeordnet­en des EU-Parlamente­s schnell rote Linien einzogen. Corona-Hilfen

sind befristet und dürfen nur zur Beseitigun­g der Pandemie-Folgen eingesetzt werden. Dies hat verhindert, dass mit Hilfsgelde­rn am Ende auch andere Vorhaben in einigen Mitgliedst­aaten finanziert werden. Schließlic­h ist gerade in den überschuld­eten Ländern jeder Versuch willkommen, die extreme Staatsvers­chuldung ohne unpopuläre Reformen zu mindern. Deshalb bleibt es wichtig, dass EU-Kommission und Finanzpoli­tiker darauf achten, die Union nach der Pandemie zu ihrer Politik der soliden Haushalte wieder zurückzufü­hren.

 ?? Foto: dpa ?? EU‰Parlaments­präsident David Sassoli löste Diskussion­en aus.
Foto: dpa EU‰Parlaments­präsident David Sassoli löste Diskussion­en aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany