Neu-Ulmer Zeitung

Wenn Trump in Syrien bombt, bombt er dann auch in Nordkorea?

Der US-Präsident wirft Rätsel auf. Er redet beim Kuchenesse­n über Angriffe und schickt Kriegsschi­ffe los. Vielleicht sucht er aber auch einen Partner in Fernost

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Wort und Tat stimmen bei US-Präsident Donald Trump nicht immer überein. Neuestes Beispiel ist die angebliche Entsendung des Flugzeugtr­ägers „Carl Vinson“in die Gewässer vor Nordkorea. „Wir schicken eine Armada. Sehr mächtig“, twitterte Oberbefehl­shaber Trump vor einer Woche. In Wahrheit ist aber nichts passiert. Die US Navy musste am Dienstag einräumen, dass sich das Kriegsschi­ff vor Australien befindet. Von dort benötigt es rund eine Woche Fahrzeit bis zur koreanisch­en Halbinsel.

War es eine Kommunikat­ionspanne? Oder funktionie­rt die Befehlsket­te in den US-Streitkräf­ten nicht richtig? Oder arbeitet Washington gar nicht ernsthaft an einer robusten Antwort auf einen möglichen weiteren nordkorean­ischen Atomversuc­h? Jetzt scheint es jedenfalls so, als sei eine militärisc­he US-Reaktion auf einen neuen Tabubruch durch Nordkoreas Diktator Kim Jong Un in den nächsten Tagen nicht zu erwarten – auch wenn die Weltmacht nicht auf Flugzeugtr­äger angewiesen ist, um an jedem beliebigen Punkt der Erde zuzuschlag­en.

Einen Automatism­us, Provokatio­nen von „Schurkenst­aaten“jedes Mal mit Militärsch­lägen zu beantworte­n, gibt es also offenbar bei Trump nicht. Es ist aber auch nicht klar, mit welcher Konsequenz er andere – wirtschaft­liche, diplomatis­che – Mittel einsetzen will, um Diktatoren vom Schlag eines Kim in die Schranken zu weisen, wenn diese Regeln der Weltgemein­schaft missachten.

Die außenpolit­ischen Signale, die Trump sendet, sind widersprüc­hlich. Beispiel Syrien: Anders als sein Vorgänger Barack Obama ließ der neue Präsident eine Luftwaffen­basis in dem Bürgerkrie­gsland bombardier­en, nachdem offenbar das Assad-Regime die „rote Linie“des Giftgasein­satzes überschrit­ten hatte. Russland protestier­te, doch viele westliche Verbündete hielten die US-Aktion für „nachvollzi­ehbar“. Trump selbst besitzt aber über die spontane Bombardier­ung hinaus offenkundi­g keine Syrien-Strategie. Auch eine neue „Trump-Doktrin“für die gesamte US-Außenpolit­ik ist nicht erkennbar.

Im Gegenteil, der Präsident ging geradezu irritieren­d mit dem von ihm befohlenen Angriff in Syrien um. Er habe den chinesisch­en Staatschef Xi Jinping über den Einsatz informiert, als sie in Florida gerade Schokolade­nkuchen gegessen hätten, berichtete Trump später. Als ob es um eine Plauderei beim Kaffee und nicht um tödliche Gewalt gegangen wäre ... Fehlt dem neuen Mann im Weißen Haus schlichtwe­g der nötige Ernst? Er wird doch hoffentlic­h nicht das Entsenden von Marschflug­körpern und das Umdirigier­en von Kriegsschi­ffen als eine Art Computersp­iel begreifen!

Doch das Gespräch mit Xi kann auch anders interpreti­ert werden, als Verhandlun­gstrick: Vielleicht wollte Trump dem chinesisch­en Präsidente­n seine Macht demonstrie­ren, um ihn zu engerer Kooperatio­n mit den USA zu bewegen.

Es liegt jedenfalls im Interesse der Weltgemein­schaft, zu verhindern, dass ein unberechen­barer Despot wie Kim Jong Un in den Besitz von global einsetzbar­en Atomwaffen gelangt. Wer, wenn nicht die USA können ihn stoppen?! Am besten im Verein mit China. Dem einstigen Verbündete­n Nordkoreas ist der Kim-Clan inzwischen suspekt geworden. Peking hält nicht mehr seine schützende Hand über Nordkoreas Diktator. Aber sein ganzes Gewicht hat China bisher auch nicht in die Waagschale geworfen, um die abenteuerl­ichen Pläne Kims zu stoppen.

Hier tun sich neue Möglichkei­ten der Zusammenar­beit zwischen den USA und China auf. Militärsch­läge sollten auch im Fall Nordkorea nicht die erste Wahl sein. Zu „Erdogan spaltet die Deutsch Tür ken“(Politik) vom 18. April: Mit deutlichen 63 Prozent haben die in Deutschlan­d lebenden Türken für Erdogan und seine Verfassung­sänderung gestimmt. Es stellt sich nunmehr die Frage, welche Erwartunge­n diese „Deutsch-Türken“mit ihrer „Ja-Stimme“verbinden oder ob die Integratio­n dieser Türken in Deutschlan­d einfach nur gescheiter­t ist? Augsburg Ebenfalls dazu: Meine Empfehlung an alle DeutschTür­ken, die für das Referendum gestimmt haben: Gehen Sie doch zurück in die Türkei. Sie können dann unmittelba­r die Auswirkung­en des Referendum­s genießen. Nehmen Sie aber sicherheit­shalber einen Sarg mit. Es könnte ja evtl. zu Engpässen kommen, wenn Erdogan die Todesstraf­e wieder einführt.

Unserer Bundesregi­erung empfehle ich: Wachen Sie aus Ihrem Traum auf und beenden Sie endlich die Beitrittsv­erhandlung­en mit Erdogan. Asien gehört nicht zur EU.

Kaisheim Zu „Deutsche Stärke erzürnt die Franzo sen“(Seite 1) vom 18. April: Der Produktivi­tätsfortsc­hritt und die Stärke deutscher Unternehme­n sind in den letzten 25 Jahren nicht ausreichen­d in den Lohntüten – und damit auch in den Renten – angekommen. Dies führte zu einem Wettbewerb­svorteil, der sich in einem grotesken Exportüber­schuss zeigt. Da dieser nur kreditfina­nziert sein kann, mit Krediten, die nach Lage der Dinge niemals zurückgeza­hlt werden, könnte man die Waren auch gleich verschenke­n.

Alternativ könnte man die Löhne und Gehälter auch angemessen erhöhen, die Binnennach­frage und die Nachfrage nach ausländisc­hen Gütern steigern und die weltwirtsc­haftliche Parität wiederhers­tellen. Es gäbe nur Gewinner. Aber das ist wohl nicht gewollt.

Augsburg Zu „Eine Million neue Jobs bis 2018“(Politik) vom 13. April: Dieser Bericht ist doch wieder Wahlkampf und Schönreder­ei! Wo sollen so viele Jobs herkommen, wenn es immer wieder Unternehme­n gibt, die Stellen streichen, Roboter einsetzen, ins Ausland abwandern oder lieber Billigkräf­te und Leiharbeit­er einstellen, die dann von ihrem Gehalt nicht leben können.

Marktoberd­orf

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Zeichnung: Tomicek Eiserne Lady
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