Neu-Ulmer Zeitung

Skandal um Soldat: Was lief schief?

Bundesregi­erung räumt Behördenve­rsäumnisse ein. Bayerns Innenminis­ter fordert nachträgli­che Überprüfun­g von Asylbesche­iden. Wo in dem Fall die Fehler passierten

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Die Bundesregi­erung hat im Fall des unter Terrorverd­acht stehenden Bundeswehr­soldaten Behördenfe­hler eingeräumt. Das Innenminis­terium und das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) „werden jetzt jeden Stein umdrehen, bis wir wissen, wie es dazu kommen konnte“, kündigte ein Sprecher von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) an. Die bisherigen Erkenntnis­se hätten aber keine strukturel­len Mängel im Asylverfah­ren offenbart. Vielmehr seien anscheinen­d Sicherheit­svorschrif­ten ignoriert worden.

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) bekräftigt­e angesichts des spektakulä­ren Falles seine Forderung, Asylbesche­ide vor allem aus dem Herbst und Winter 2015/2016 noch einmal zu überprüfen. Damals sei das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) wegen der großen Zahl der Flüchtling­e überforder­t gewesen, sagte Herrmann: „Aus dieser Zeit sind deshalb noch einige Sicherheit­slücken möglich, weshalb Sicherheit­süberprüfu­ngen unbedingt nachge- holt werden sollten.“Die nachträgli­chen Überprüfun­gen habe die Bayerische Staatsregi­erung bereits vor Wochen mit dem Bamf vereinbart.

Wichtige Fragen und Antworten:

Wer ist Franco A.?

Weder Anfänger noch Dummchen, sagen Parlamenta­rier, sie sprechen von hoher kriminelle­r Energie. Der Mann ist Oberleutna­nt, genoss eine französisc­he Generalsta­bsausbildu­ng. Auf einem Bild wirkt er harmlos und etwas grau, so wie seine Uniform, mit Brille und akkurater Frisur. Er ist im Jägerbatai­llon 291 im französisc­hen Illkirch stationier­t. Franco A. spricht gut Französisc­h, bringt gute Leistungen, verhält sich unauffälli­g. „Ein Typ wie aus der Nachbarsch­aft“, erzählt ein Abgeordnet­er. Er ist im Ruderclub Offenbach aktiv, wie sein mutmaßlich­er Komplize, ein 24 Jahre alter Student.

Wie führte er sein Doppellebe­n?

Franco A. meldet sich Ende 2016 bei der Polizei in Offenbach als Flüchtling. Er wird in die Erstaufnah­meeinricht­ung Gießen geschickt, Anfang 2016 der bayerische­n Erstaufnah­mestelle in Zirndorf zugewiesen. A. schlüpft in die Rolle eines Obstverkäu­fers aus Damaskus. Er nennt sich „David Benjamin“. Im Asyl-Aufnahmeve­rfahren spricht er Französisc­h. Die mangelnden Arabischke­nntnisse erklärt er damit, dass er in einer französisc­hstämmigen Kolonie in Damaskus aufgewachs­en sei. Man glaubt ihm. Er wird als Flüchtling registrier­t, erhält einen Platz im Heim, bezieht neben seinem Soldatenso­ld Leistungen als Flüchtling. Aber wie genau er dieses unfassbare Doppellebe­n führte, ist noch unklar.

Was führte Franco A. im Schilde?

A. schweigt bislang. Es gibt keine Hinweise auf konkrete Anschlagsp­läne. Aber Sicherheit­skreise bestätigen inoffiziel­l die prominente­ste Theorie: Dass Franco A. einen Anschlag verüben wollte, um ihn Asylbewerb­ern in die Schuhe zu schieben. Ziemlich sicher ist hingegen: Der Mann wird von Fremdenhas­s getrieben. In Sprachnach­richten mit seinem Komplizen offenbart er seine rechtsextr­eme Gesinnung.

Wieso schöpften die Behörden überhaupt keinen Verdacht?

Das ist die große Frage. Franco A. ist laut Verteidigu­ngsministe­rium seit acht Jahren bei der Bundeswehr. Doch von rechtsradi­kalen oder terroristi­schen Umtrieben bekommt der Militärisc­he Abschirmdi­enst (MAD) nichts mit. Erst nach dem Fund einer versteckte­n Pistole am Wiener Flughafen knöpfen ihn sich die Geheimdien­stler vor. In der Kritik steht aber vor allem das Bundesamt für Flüchtling­e (Bamf), weil es sich von ihm derart täuschen ließ – und das lange nach dem Zenit der Flüchtling­skrise, als das Amt völlig überlastet war.

Wie läuft die Bamf-Registrier­ung?

Flüchtling­e werden schon vor Stellen des Asylantrag­s bundesweit einheitlic­h erfasst, mit Foto und Fingerabdr­ücken. Dabei werden laut Bamf die Daten mit Datenbanke­n von Sicherheit­sbehörden abgegliche­n. Alle am Asylverfah­ren beteiligte­n Behörden bekommen seit Februar 2016 Zugriff auf alle relevanten Daten, um Chaos sowie Doppel- und Dreifachme­ldungen zu vermeiden.

Gerhard Polt bekommt den Ehrenpreis des Bayerische­n Fernsehpre­ises. Ministerpr­äsident Horst Seehofer würdigte den Kabarettis­ten und Autor am Freitag als „herausrage­nden Künstler, genauen Beobachter und profunden Kenner der bayerische­n Mentalität“. In der Jury-Begründung hieß es, Polt sei der Experte für die Wesensart der Bayern und für die bayerische Landespoli­tik. Dem Fernsehpub­likum bekannt wurde er durch die Sketch-Reihe „Fast wia im richtigen Leben“. Sein Film „Man spricht deutsch“ist inzwischen ein Klassiker. Die Preisverle­ihung ist am 19. Mai.

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Gerhard Polt

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