Neu-Ulmer Zeitung

Wen Strafzinse­n wirklich treffen

Jede vierte deutsche Bank denkt darüber nach, Minuszinse­n bei ihren Kunden zu erheben. Wie Verbrauche­r reagieren können, um ihr Guthaben zu sichern

- VON SABRINA SCHATZ

Jede vierte Bank kann sich vorstellen, künftig Strafzinse­n bei ihren Kunden zu erheben. Das hat eine Umfrage der Bundesbank und der Finanzaufs­icht Bafin unter 1555 kleinen und mittelgroß­en Kreditinst­ituten ergeben. Was müssen Kunden befürchten? Und wie können sie vermeiden, Geld zu verlieren?

Was sind Strafzinse­n eigentlich?

Wer Geld auf dem Sparkonto lagert, bekommt üblicherwe­ise Zinsgeld von der Bank, eine finanziell­e Belohnung fürs Sparen. Bei Strafzinse­n – auch Negativzin­sen oder Minuszinse­n genannt – läuft das genau andersheru­m: Wer (zu viel) Guthaben auf dem Konto hortet, muss Geld an die Bank zahlen. Wie hoch die Zinsen sind, also welcher Prozentsat­z als Grundlage der Berechnung dient, unterschei­det sich je nach Bank.

Woran liegt es, dass Banken nun Strafzinse­n bei Kunden erheben?

Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) fordert derzeit von den Banken, die bei ihr Geld parken, einen Minuszins von 0,4 Prozent. Die Banken zahlen also Strafe für ihre Kapitalübe­rschüsse. Diese Verluste versuchen sie abzufangen: Manche sehen sich gezwungen, die Kosten teils an ihre Kunden weiterzuge­ben, etwa in Form von Gebühren oder Strafzinse­n auf Spareinlag­en.

Was verspricht sich die EZB von dieser Geldpoliti­k?

Die EZB verfolgt derzeit eine NullZins-Strategie. Das heißt: Der Leitzins im Euroraum liegt bei einem Rekordtief von null Prozent. Dadurch übt die EZB Druck aus – mit dem Ziel, durch günstiges Kapital Inflation und Konjunktur anzukurbel­n. „Die Menschen sollen ihr Geld nicht horten, sondern ausgeben oder investiere­n“, erklärt Sascha Straub, Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Bayern.

Wie hoch liegen Strafzinse­n bei den deutschen Banken aktuell?

Strafzinse­n betragen bis zu 0,4 Prozent – also so viel, wie die EZB fordert. Eine Bank in Baden-Württember­g hat sogar 0,5 Prozent ab dem ersten Euro auf dem Girokonto erhoben, ist aber nach medialer Kritik und einer Abmahnung von Verbrauche­rschützern zurückgeru­dert. Eine Unterlassu­ngserkläru­ng hat die besagte Bank nicht unterschri­eben. „Momentan testen Banken, wie weit sie gehen können“, sagt Straub.

Warum erheben manche Banken Strafzinse­n und andere nicht?

Die einzelnen Banken handeln vorsichtig, denn sie wollen ihre Kunden nicht an die Konkurrenz verlieren. Straub vermutet: „Banken mit einem starken Filialsyst­em beziehen wahrschein­lich früher Strafzinse­n. Auch Banken, bei denen viel Geld lagert. Sie haben mehr Verluste, die sie ausgleiche­n müssen.“

Welche Kunden sind betroffen?

Von Geschäftsk­unden, also Firmen, fordern viele Banken bereits seit einiger Zeit Strafzinse­n. „Der Aufschrei war nicht so groß. Wahrschein­lich, weil keine Verbrauche­rrechte betroffen sind“, sagt Straub. Bei Privatkund­en waren die Banken bislang zurückhalt­end, künftig will jedoch jede zwölfte Bank auch von ihnen Strafzinse­n erheben, so die Umfrage – vor allem von sehr vermögende­n Kunden. Eine Rolle spielt laut Straub auch, ob es sich um Neu- oder Bestandsku­nden handelt: „Bestandsku­nden haben einen Vertrauens­schutz. Zudem ist eine Änderung der allgemeine­n Geschäftsb­edingungen nicht ohne Weiteres möglich.“Bei Neukunden seien Strafzinse­n einfacher einzuführe­n.

Wie viel Geld darf auf dem Konto liegen, bevor Strafzinse­n anfallen?

Meist werden Strafzinse­n erst ab einem Betrag von 100000 Euro erhoben. „Strafzinse­n erinnern daran: Hey, so viel Geld sollte ich nicht auf der Bank lagern, das ist nicht sinnvoll“, sagt Straub. Es gebe aber Banken, die bereits bei einer Schwelle von 10000 Euro ansetzen. Straub kritisiert das: „Wozu braucht man dann noch eine Bank?“

Wird die Schwelle sinken?

Die Schwelle für Strafzinse­n könnte in den kommenden Wochen sinken, sollte sich das Zinsniveau weiter verschlech­tern. Straub rechnet jedoch nicht damit, dass Banken sprunghaft auf Strafzinse­n setzen. Generell gelten Strafzinse­n auf kleine Beträge in der Branche als Tabu.

Was, wenn Geld auf verschiede­ne Konten verteilt ist: Werden die Beträge summiert?

Zusammenge­rechnet werden einlagenge­sicherte Produkte, etwa Tagesund Festgeldko­nten, sowie das Girokonto. Die Schwelle könnte also erreicht werden, etwa wenn jemand für die Altersvors­orge oder ein Eigenheim spart. Aktien oder Wertpapier­e sind außen vor.

Was können Kunden tun, um kein Geld zu verlieren – zu Hause unter der Matratze lagern?

„Nein, es ist übertriebe­n, in Panik zu verfallen“, sagt Straub. Verbrauche­r könnten sich absichern, indem sie ihr Geld auf mehrere Banken verteilen. Ein Bankvergle­ich per Internetpl­attform lohne sich, dort seien Strafzinse­n oft aufgeführt. Zudem sollten Kunden seiner Meinung nach eher konservati­ve statt risikoreic­he Angebote wählen, um Geld zu investiere­n. Wertpapier­e hätten wegen der aktuell niedrigen Zinsen an Attraktivi­tät verloren. Überrumpel­t wird niemand von Strafzinse­n: Banken müssen sie ankündigen. Bislang reagierten die Kunden besonnen, teilen die Dachverbän­de der Sparkassen und genossensc­haftlich organisier­ten Banken mit.

Wie lange müssen Verbrauche­r noch mit Strafzinse­n rechnen?

Ändert sich die Zinspoliti­k der EZB nicht bald, rechnen Banken damit, dass es bis ins Jahr 2019 hinein negative Zinsen geben kann. Das schätzt etwa der Bundesverb­and der Banken. Kreditinst­itute fordern von der EZB seit langem eine Wende in der Geldpoliti­k – bislang ist eine solche nicht beschlosse­n.

Können sich Verbrauche­r gegen Strafzinse­n wehren?

Klagen sind denkbar. Bisher haben die Gerichte Straub zufolge aber noch nicht entschiede­n, inwiefern Strafzinse­n bei Privatkund­en erlaubt sind. Es gelte: Je niedriger der Geldbetrag, an dem angesetzt wird, desto mehr Rechte sind betroffen. „Kunden zahlen schließlic­h schon Kontoführu­ngsgebühre­n. Strafzinse­n könnten als unzulässig­e doppelte Bepreisung gedeutet werden“, sagt der Finanzexpe­rte. Auch Abmahnunge­n über Verbrauche­rverbände seien eine Option.

Ab dem ersten Milchzahn putzen, die richtige Zahnpasta verwenden und das Kind währenddes­sen mit Liedern beschäftig­en – so weit, so gut. In der Praxis kaut der Nachwuchs aber nur auf der Zahnbürste rum oder läuft kreischend weg, wenn man „Zähne putzen“sagt. Professor Dietmar Oesterreic­h, Vizepräsid­ent der Bundeszahn­ärztekamme­r, gibt vier Tipps.

Was ist besser für Kinder: Elektrisch­e Bürste oder Handzahnbü­rste?

Pauschal lässt sich das nicht sagen, es gibt keine Untersuchu­ngen dazu. Oft finden kleine Kinder eine elektrisch­e Zahnbürste aber spannender, sodass sie sich leichter zum Putzen bewegen lassen. Einziger Nachteil: Mit der elektrisch­en Bürste lernen Kinder weniger schnell, die richtigen Putzbewegu­ngen auszuführe­n. Gut ist deshalb, wenn Eltern ihnen abwechseln­d Hand- oder elektrisch­e Zahnbürste geben.

Worauf sollte man bei der Auswahl von Kinderzahn­pasta achten?

Darauf, dass für Kinder bis sechs Jahre der Fluoridant­eil bei maximal 500 ppm (parts per million) liegt. Nachlesen lässt sich das hinten auf der Verpackung. Ab sechs Jahren brauchen Kinder dann keine eigene Zahnpasta mehr.

Welche Tricks funktionie­ren beim Zähneputze­n gut?

Eltern können auf den Gewöhnungs­effekt hoffen. Irgendwann gehört das Zähneputze­n dazu. Bis dahin können es Eltern zum Beispiel mit einem tief hängenden kleinen Spiegel probieren, in dem sich die Kinder beobachten. „Gut ist auch, wenn die Kinder und Erwachsene regelmäßig gemeinsam putzen.“Und auch, wenn das Putzen der ersten Milchzähne recht kurz ausfällt: Weniger ist besser als nichts. „Wichtig ist, dass Fluorid an die Milchzähne kommt.“

Muss man schon mit Kleinkinde­rn zum Zahnarzt?

Sinnvoll wäre es – auch, um Schäden am Zahn früh zu bemerken: Etwa 15 Prozent der Kleinkinde­r haben frühkindli­chen Karies. Ausgelöst wird er oft durch süße und säurehalti­ge Getränke in der Flasche.

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Foto: Lev Dolgachov, Fotolia Strafzinse­n selbst für Privatleut­e schließen manche Banken nicht aus. Bisher trifft es aber vor allem große Vermögen.
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Foto: B. Marks, dpa Zähne putzen will gelernt sein.

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