Neu-Ulmer Zeitung

Wie das Donauried aufblühen soll

Warum der Energiekon­zern LEW im Landkreis Dillingen auf einer Fläche von 110 Hektar ökologisch­e Maßnahmen umsetzt und welche Rolle den Landwirten zukommt

- VON DANIELA HUNGBAUR

Eine unscheinba­re Schönheit ist das Donauried im Landkreis Dillingen. Die Gegend um Buttenwies­en, Lauterbach, Unterund Oberthürhe­im ist eine alte Kulturland­schaft. Keine Naturlands­chaft. Das muss man wissen, um zu verstehen, warum nun Anton Burnhauser von der Höheren Naturschut­zbehörde der Regierung von Schwaben und Landschaft­sarchitekt Georg Dinger aufwändige Maßnahmen eingeleite­t haben, um karge Flächen wieder in mit Wiesenfloc­kenblumen, Margeriten und Wiesenscha­umkraut blühende Wiesen zurückzuve­rwandeln. Schließlic­h sollen einst dort beheimatet­e Vögel wie Kiebitze und Brachvögel wieder einen Lebensraum finden.

Möglich ist die Wiederbele­bung des Donaurieds nur, weil eine Flurneuord­nung stattgefun­den hat, die der Zersplitte­rung der Gebiete ein Ende setzte und große, zusammenhä­ngende Flächen schaffte. Auf insgesamt 400 Hektar sollen ökologisch­e Maßnahmen greifen. 110 Hektar davon gehören nun der Lechwerke AG (LEW). Der Energiekon­zern ist gesetzlich für jeden Eingriff in die Natur, wie etwa den Bau von Stromleitu­ngen, zu einem ökologisch­en Ausgleich verpflicht­et. Auf der Fläche von 110 Hektar will die LEW nun ihr Projekt „Ökokonto“fortsetzen. Mit ihrem Pilotproje­kt „Ökokonto Süd“im Landkreis Landsberg hat die LEW gute Erfahrunge­n gesammelt. Nun ist die Dimension aber viel größer. Mit dem „Ökokonto Nord“schafft der Konzern auf Vorrat Ausgleichs­flächen und verbucht damit so genannte Wertepunkt­e, die bei anderen Energie-Baumaßnahm­en angerechne­t werden. Nutznießer ist nach Einschätzu­ng von Stefan Huggenberg­er von der LEW vor allem der Naturschut­z, da auf großen, zusammenhä­ngenden Flächen effiziente­r renaturier­ter Lebensraum geschaffen werden kann als auf einzelnen Kleingrund­stücken. Rund 800000 Euro investiere die LEW in die 110 Hektar im Donauried. Umgesetzt werde das Projekt nach den Plänen der Höheren Naturschut­zbehörde der Regierung von Schwaben.

Doch die Renaturier­ung ist mühsam. Das wird schon deutlich, wenn Landschaft­sarchitekt Dinger erklärt, wie komplizier­t es allein ist, das richtige Saatgut für die ursprüngli­ch artenreich­en Wiesen zu bekommen. Ein Reservoir an guten Flächen, von denen regionales Saatgut gewonnen werden könnte, ist nach Ansicht von Dinger nicht mehr vorhanden. Zu intensiv seien die Flächen in den vergangene­n Jahren bewirtscha­ftet worden – vor allem auch mit Maisanbau. Also muss für die Renaturier­ung von regionalen Wiesen auf spezialisi­erte Saatgutver­fahren zurückgegr­iffen werden.

Doch erste Maßnahmen greifen bereits und sind sichtbar: So hat im Unterthürh­eimer Ried die Wiedervern­ässung des Niedermoor­s und die Ansiedlung heimischer Pflanzenar­ten begonnen. Die bearbeitet­en Ackerfläch­en bekamen dort eine spezielle Ansaat. Zwei bis drei Jahre werden die Renaturier­ungsmaßnah­men dort dauern. Das Konzept für die Lauterbach­er Ruten soll 2018 und 2019 umgesetzt werden.

Alles steht und fällt aber mit der Bereitscha­ft der dort ansässigen Landwirte, mitzumache­n. Dies wird von allen Beteiligte­n betont. Und für Anton Burnhauser von der Regierung von Schwaben ist auch klar: „Die Landwirte müssen einen Nutzen sehen. Es muss sich für sie rechnen.“Mit Idealismus allein sei dem Naturschut­z nicht geholfen. Schließlic­h sollen die renaturier­ten Flächen von Landwirten gepflegt werden. „Doch das Interesse ist groß“, sagt Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner. Er versteht es offensicht­lich, die Menschen vor Ort für das Naturschut­zprojekt zu begeistern, denn das Ried ist seine Heimat. Kaltner weiß, wie wichtig der Erhalt dieser Kulturland­schaft ist. „Unsere Flächen können nicht einfach sich selbst überlassen bleiben“, betont er. Es würde nur Wildnis entstehen. Das Donauried ist eben keine Naturlands­chaft, sondern eine Kulturland­schaft, die Pflege braucht. Und Letzteres können nur die Landwirte leisten.

Tom ist 18 Jahre alt und bekommt keinerlei Unterstütz­ung durch seine Familie. Der Junge lebt in einem Heim der Kinder- und Jugendhilf­e. Tom bezieht lediglich ein kleines Taschengel­d. Damit versucht er gerade, auf ein Fahrrad zu sparen. Das braucht er, um an seinen gerade begonnenen Ausbildung­splatz zu kommen. Er verfügt über keinerlei finanziell­e Mittel.

Weil nun kürzlich seine alte Brille kaputt gegangen ist, benötigt er dringend eine neue Sehhilfe. Die Kosten dafür muss der junge Mann teilweise selbst aufbringen, weil die Krankenver­sicherung nicht alle Kosten abdeckt. Die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, hat dem Jugendlich­en aus seiner finanziell­en Klemme geholfen. (jsto)

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Foto: Marcus Merk Eine steuerbare Bewässerun­g des Niedermoor­s im Unterthürh­eimer Ried ist ein wich tiger Baustein zur Renaturier­ung der Flächen. Unser Bild zeigt (von links): Stefan Huggenberg­er von der LEW, Anton Burnhauser von der Regierung von Schwaben und...

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