Stille Örtchen für die Öffentlichkeit
Die ÖDP-Fraktion regt an, dass sich Weißenhorn dem Konzept „nette Toilette“anschließt. Beim Gewerbeverband und im Rathaus hält sich die Begeisterung in Grenzen
Auch beim Einkaufen oder beim Bummel durch die Stadt kann es vorkommen, dass Menschen ein dringendes Bedürfnis verspüren. Erleichterung im wahrsten Sinne des Wortes kann da eine nahegelegene öffentliche Toilette bringen. Aus Sicht der ÖDP-Stadtratsfraktion sollte es in der Weißenhorner Innenstadt flächendeckend frei zugängliche Toiletten geben, die sauber, gepflegt und zum Teil bis spät in die Nacht geöffnet sind. Um dieses Ziel mit überschaubaren finanziellen Ausgaben zu erreichen, regt die Fraktion an, dass sich die Fuggerstadt am Konzept „nette Toilette“beteiligt.
Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt der Fraktionsvorsitzende Ulrich Hoffmann, dass die ÖDP dafür Mitstreiter sucht, um möglicherweise einen fraktionsübergreifenden Antrag an die Stadt zu stellen. Wie berichtet, verspricht sich die ÖDP einen Gewinn für alle Seiten, wenn Passanten entsprechend gekennzeichnete WCs in Gaststätten und Geschäften kostenlos benutzen dürfen und die Betreiber dafür wiederum eine Aufwandsentschädigung von der Stadt erhalten. Die Stadt müsste keine neuen öffentlichen Toiletten bauen und unterhalten, die Geschäfte und Gastronomen könnten vielleicht den ein oder anderen neuen Kunden dazugewinnen. Dies sind Vorteile, die das Konzept der „netten Toilette“auch auf einer eigenen Internetseite nennt. Die Idee wurde in Aalen entwickelt, den Angaben zufolge wenden es mehr als 240 Städte in Deutschland an. Mit Neu-Ulm und Illertissen gehören auch zwei Städte aus dem Landkreis dazu.
Illertissens Bürgermeister Jürgen Eisen spricht auf Nachfrage von guten Erfahrungen mit der „netten Toilette“. Eine solche gebe es im Rathaus und bei mehreren Gastronomiebetrieben am Marktplatz. Ein klassisches WC für die Öffentlichkeit befinde sich nur beim Bahnhof. Grundsätzlich würde Eisen es begrüßen, auch am Marktplatz ein stilles Örtchen für alle zu bauen. Doch dieses Vorhaben habe die Stadt vorerst verworfen – zum einen aus Kostengründen, zum anderen, weil die Anwohner im Herzen von Illertissen keine öffentliche Toilette wollen, die die ganze Nacht geöffnet ist, wie der Bürgermeister sagt.
hält auch Weißenhorns Rathauschef Wolfgang Fendt die „nette Toilette“für eine nette Idee. Doch er erinnert daran, warum ein entsprechender Vorstoß der ÖDP bereits vor drei Jahren scheiterte: „Die Umsetzung ist schwierig“, sagt Fendt. „Sie müssen Leute finden, die mitmachen. Das war damals sehr zäh.“Zudem entstünden der Stadt auch Kosten, wenn sie das Logo der „netten Toilette“verwenden will. So oder so braucht Weißenhorn aus Sicht des Bürgermeisters eine neue öffentliche Toilette. „Im Frühjahr wollen wir eine bauen“, sagt er. Die Verwaltung will den Stadträten im Bauausschuss dafür drei mögliche Standorte in zentraler Lage vorschlagen.
Auch bei Katja Blum, der Vorsitzenden des Gewerbeverbands Weißenhorn, hält sich die Begeisterung für „nette Toiletten“in Grenzen. Für Gespräche mit der ÖDP sei der Verband aber grundsätzlich offen, sagt sie. Generell hält Blum das sen auch nicht, welche Klientel sie bekommen.“
Wer ein dringendes Bedürfnis verspüre und als Kunde höflich frage, könne auch schon jetzt das stille Örtchen eines Ladens aufsuchen, sagt die Unternehmerin. Bei Touristen jedoch löse die „nette Toilette“das Grundproblem nicht: „Sie ist nur auf, solange die Lokalität auf hat.“Sonntags zum Beispiel sind die Geschäfte geschlossen. „Und auch viele Gastronomiebetriebe haben zwischen 14 und 17 Uhr zu“, fügt Blum hinzu. Darüber hinaus betont sie, dass es mit Aufklebern in Schaufenstern, die auf eine „nette Toilette“hinweisen, nicht getan ist: „Man braucht auch eine Broschüre und Hinweisschilder.“ Der niederländische Klang- und Performancekünstler Lex van Someren kommt am Mittwoch, 15. November, 19 Uhr, ins WolfgangEychmüller-Haus. Sein Konzert steht unter dem Titel „Wie im Himmel“. Van Someren trat zunächst als mystischer Clown auf, widmete sich dann mehr der Musik und dem Theater. Vor gut 20 Jahren setzte bei ihm ein künstlerischer Wandel ein: Er komponierte, arrangierte und schuf seine eigenen Musikreihen. Im Oktober 2015, so wird berichtet, trat van Someren auf dem umstrittenen Quer-DenkerKongress auf, wo auch Eva Herman, die ehemalige Tagesschausprecherin, anwesend war. Der Komponist und Sänger, dessen Stimme vier Oktaven umfassen soll, arbeitet als Performance-Künstler, Musiker und Lehrer. Bei Konzerten ist es ihm ein Anliegen, dass das Publikum keinen Beifall spendet. Stattdessen will er mit seiner Musik zu innerer Stille führen. (ub)