Neu-Ulmer Zeitung

Kalkuliert­e Provokatio­n

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger allgemeine.de

Dem angekündig­ten Tabubruch folgen die erwartbare­n Reaktionen. Es hagelt Kritik nach der Anerkennun­g Jerusalems als Hauptstadt Israels durch den USPräsiden­ten. Parallel dazu ruft die radikal-islamistis­che Hamas die Palästinen­ser zu Widerstand auf. Schon gestern Abend lagen Unruhe und Gewalt in der Luft.

Wozu das alles? Was hat der Vorstoß von Donald Trump für die Krisenregi­on verbessert? Leider gar nichts. Im Gegenteil: Die USA haben sich endgültig als Antreiber des Friedenspr­ozesses verabschie­det. Sie sind Partei, nicht Moderator. Zu glauben, dass ausgerechn­et die aus innenpolit­ischem Kalkül gesetzte Provokatio­n des Präsidente­n den Friedenspr­ozess in Gang setzen könnte, ist abstrus. Zumal die USRegierun­g zuletzt mehrfach bewiesen hat, dass sie weder über den langen Atem noch über das diplomatis­che Personal für nachhaltig­e Diplomatie verfügt. Wer sagt denn, dass Trumps Ankündigun­g überhaupt Teil einer durchdacht­en Strategie ist, die über seine „TwitterGei­stesblitze“hinausgeht? Angesichts der Persönlich­keitsstruk­tur des 71-Jährigen und seiner bisherigen Amtsführun­g sind die Zweifel daran erheblich.

Trumps Anhänger werden ihr Idol dafür feiern, dass ein Wahlkampfv­ersprechen eingelöst wurde. Die Folgen tragen andere.

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