Charmeoffensive für den Landkreis zur rechten Zeit
Neu-Ulm will den Landkreis verlassen. Wen interessiert’s? Gemessen an den möglichen einschneidenden Folgen ist es beim Thema Nuxit bisher erstaunlich ruhig geblieben. Zwar formieren sich die Gegner in der Stadt. Und auch nicht alle Neu-Ulmer Kommunalpolitiker sind so ganz überzeugt von dem Vorhaben. Bei den Sozialdemokraten gehen zwischen Stadtratsfraktion und Ortsverein die Meinungen auseinander. Doch außerhalb der Stadtgrenzen und außerhalb der politischen Zirkel blieb der Aufschrei gegen die Kreisfreiheit bislang aus. Liegt es an einer fehlenden Identifikation mit der seit 45 Jahren bestehenden Struktur? Oder kümmert es die Weißenhorner, Sendener, Vöhringer und Illertisser einfach nicht, weil die Städte stolz auf sich selbst sind und insgeheim hoffen, als künftige Kreisstadt an Bedeutung zu gewinnen?
Die genannten Punkte sind sicherlich Gründe dafür, warum es bislang keine explizite Anti-NuxitKampagne im Landkreis gab. Richtig ist auch, dass die Politiker im Kreistag den Ausstieg NeuUlms gar nicht verhindern könnten. Doch noch maßgeblicher dürfte sein, dass derzeit niemand so genau weiß, welche Auswirkungen die Abspaltung Neu-Ulms haben würde. Interessanterweise sind es nun drei politisch aktive Männer aus Weißenhorn – einem der potenziellen Kandidaten, wenn es um den Kreissitz geht – welche die Fliehkräfte bremsen und mit einer Charmeoffensive das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Landkreis Neu-Ulm in seiner jetzigen Form stärken wollen. Jürgen Bischof, Ulrich Hoffmann und Michael Zimmermann sind fest davon überzeugt, dass beide Seiten nur verlieren, wenn es zur Trennung kommt.
Ihre Initiative, die einen Bürgerentscheid über die Kreisfreiheit in Neu-Ulm unterstützt, kommt zur rechten Zeit. Jetzt können Landkreis-Bürger noch Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen, vor allem, indem sie atmosphärisch wirken, Emotionen wecken und die Gemeinsamkeiten betonen. Ein Werben um den Verbleib NeuUlms im Kreis könnte zu einem Umdenken bei Neu-Ulmer Bürgern und Stadträten führen. Die mögliche Abspaltung ist ein Thema von immenser Tragweite und wirkt sich schließlich auf die Menschen des gesamten Kreises aus.