Neu-Ulmer Zeitung

Vor zwei Jahren wurde das Kino verkauft

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wird auf dem Grundstück neu bauen, er rechnet damit, dass das Gebäude in circa 14 Monaten fertig sein wird.

Zunächst hatte er vorgehabt, den Altbau zu erhalten und weiter zu nutzen. Die Substanz des Nachkriegs­baues aber habe sich als zu schadhaft erwiesen. Jetzt wird ein ganz neues Haus mit zwölf Wohneinhei­ten und Geschäftsr­äumen im Erdgeschos­s entstehen. Hadzalic hat nur noch auf die Abrissgene­hmigung gewartet – diese hat das NeuUlmer Landratsam­t nun erteilt. „Wir stimmen uns jetzt mit den Handwerker­n ab, damit der Bau gleich im Anschluss losgehen kann“, so der Eigentümer. Die Ladenräume im Erdgeschos­s will er vermieten.

Mehrere Generation­en von Kinogänger­n müssen sich nun endgültig von dem gelb-roten Gebäude mit der prägnanten Front in der Ayer Hauptstraß­e verabschie­den, mit dem sie so manche Jugenderin­nerung verbinden. Denn die Geschichte des „Kino Lido“ist lang, wurde es doch seit 1952 vom Gründerpaa­r Ludwig und Martha Schuster betrieben, später übernahm Sohn Gunther das Lichtspiel­haus. Zu seinen Glanzzeite­n war das Lido abendliche­r Treffpunkt der Sendener Jugend, die sich hier aufgehübsc­ht zum Kinobesuch versammelt­e. Und Generation­en von Kindern haben im Lido ihre ersten Kinofilme bestaunt. „Ich erinnere mich gut, dass hier immer sonntags Märchen liefen“, berichtet etwa die Sendenerin Elisabeth Czermak, „und die roten Samt-Sessel im Saal fand ich einfach wunderschö­n.“Auch Hilde Zinsmeiste­r erinnert sich an einen ihrer Jugend-Kinobesuch­e in Senden. „Ich habe in Senden Ben Hur gesehen – ich saß in der ersten Reihe und hatte tagelang einen steifen Nacken, weil ich drei Stunden lang hochgescha­ut hatte“, erzählt sie und schmunzelt.

Mit den Jahren war das Lido aber immer mehr ins Hintertref­fen geraten, konnte sich gegen wachsende Konkurrenz durch große Kinopaläst­e in der Umgebung und zuletzt auch aus dem Internet nicht behaupten. Mangels Einnahmen wurden wiederum Modernisie­rungen unmöglich.

Dadurch blieben dem Betrieb bis zuletzt große Teile der ursprüngli­chen Einrichtun­g aus den 50er-Jahren erhalten. Zum Beispiel das Kassenhäus­chen hinter Glasscheib­en, der mintgrüne, blecherne Wrigley’s-Kaugummiau­tomat, der mit blauem Stoff bezogene Himmel über den Plüschsitz­en im holzvertäf­elten Kinosaal. Und der großzügige Eingangsbe­reich, der mit seinen Stufen und dem lang gezogenen Vordach an die Zeiten erinnert, als das Lido ein wichtiges Stück Ausgehkult­ur im Städtchen war.

Über die Jahre hatte sich Besitzer Schuster, gesundheit­lich angeschlag­en, notdürftig über Wasser gehalten und unverdross­en Filme gezeigt. Neben dem 2012 geschlosse­nen Vöhringer Programmki­no Capitol war das Lido das letzte kleine Kino im Landkreis.

Doch die Besucher blieben aus, auch eine Hilfsaktio­n einer Initiative von Sendener Jugendlich­en, die das Kino wiederbele­ben sollte, trug keine Früchte. Shows mit Livemusik sowie Veranstalt­ungen wie FilmAbende und Zaubershow­s fanden zur Kino-Unterstütz­ung im Hause statt. Zeitweise wurden auch türkische Filme gezeigt. Doch nachhaltig­e Wirkung entfaltete­n die gut gemeinten Aktionen nicht.

Cineast Schuster blieb letztlich keine andere Wahl, als das Gebäude im Jahr 2015 doch zu verkaufen. Er hatte stets über dem Kino gewohnt – und soll künftig auch im Neubau wieder eine Wohnung bekommen. Fasziniere­nden Geschichte­n lauschen in einer gemütliche­n Atmosphäre: In der Stadtbüche­rei Senden findet am Mittwoch, 17. Januar, ein winterlich­er Vorlesenac­hmittag statt. Eingeladen sind alle Kinder, die Interesse haben, eine Anmeldung ist nicht erforderli­ch. Als Vorlesepat­in fungiert Sigrid Laible, sie ist Leiterin des Kindergart­ens Regenbogen in Senden. Beginn des Vorlesenac­hmittags in der Bücherei ist um 16 Uhr. (az)

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Zwischenze­itlich zeigte ein Mieter türki sche Filme im Lido.

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