Neu-Ulmer Zeitung

Forderunge­n ohne Wirkung

- VON DANIELA HUNGBAUR

Fordern kann man bekanntlic­h viel. Papier ist geduldig. Auch wenn die Forderunge­n noch so berechtigt sind, noch so existenzie­ll, können sie ungehört bleiben. Gerade im Gesundheit­sbereich arbeitende Menschen wie Pflegekräf­te und Ärzte können davon ein Lied singen. Wie lange nun schon verweisen sie auf den skandalöse­n Pflegenots­tand? Wie lange nun schon verweisen sie auf unhaltbare Arbeitsbed­ingungen? Wie lange nun schon fordern sie spürbare Veränderun­gen? Wortreich unterstütz­t werden sie oft. Doch in der Praxis ändert sich viel zu wenig.

Diese vernichten­de Bilanz müsste doch auch Bayerns Gesundheit­sstaatssek­retär Klaus Holetschek bekannt sein. Er fordert nun lauter an sich gute Sachen: eine Pflegerese­rve für künftige Krisen, eine Stärkung des Pflegeberu­fs, bessere Arbeitsbed­ingungen. Hört sich toll an. Doch es sind Forderunge­n, die die Beschäftig­ten selbst seit langem aufgestell­t haben. Es sind Forderunge­n, die man seit langem hätte ernst nehmen müssen. Denn die Pandemie zeigt doch nur, zu welchen lebensbedr­ohlichen Situatione­n die vielen Versäumnis­se der Vergangenh­eit in Kliniken und Altenheime­n jetzt führen. Sie zeigt doch nur, wie wichtig nicht nur exzellente Gerätschaf­ten, sondern vor allem gut ausgebilde­te Menschen sind. Schwerstkr­anke, die beatmet werden müssen, kann nicht ein Angelernte­r versorgen. Dafür braucht es Profis. Diese Profis fehlen. Diese Profis werden seit Jahren von der Politik vernachläs­sigt – und nun sogar ausgebeute­t, indem man es zulässt, dass auch Infizierte arbeiten. Mit neuen Forderunge­n ist den hoch engagierte­n Pflegekräf­ten und Ärzten, aber auch den Patienten nicht geholfen. Die bekannten Forderunge­n müssen endlich umgesetzt werden.

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