Was uns in Zukunft alles blühen wird
Universität Eine Eichstätter Professorin und ihre Studenten wollen dem Pollenflug auf den Grund gehen. Aber schon jetzt hat die Forscherin keine guten Nachrichten für Allergiker
Frau Prof. Jochner-Oette, Sie beschäftigen sich in Ihren Forschungen mit dem Pollenflug rund um die Region Eichstätt. Sind Sie selbst Allergikerin?
Jochner Oette: Zum Glück nein. Obwohl ich mich in der Forschung mit Pollen beschäftige, bin ich ihnen meist auch nicht stärker ausgesetzt.
Am Dienstag haben Sie zusammen mit Ihren Studierenden auf dem Dach der Mensa eine Pollenfalle installiert. Was hat es denn damit auf sich?
Jochner Oette: Pro Minute saugt die Pollenfalle zehn Liter Luft an. Die Pollen aus der Luft bleiben dann an einer mit Vaseline beschichteten Trommel kleben. Nach einer Woche wird der Streifen ausgewechselt und mikroskopisch untersucht. Man teilt den Streifen in sieben Abschnitte und jeder Abschnitt entspricht der Pollenkonzentration eines Tages.
Aus welchem Umkreis werden die Pollen in der Pollenfalle gefangen? Und was geschieht mit den Daten?
Jochner Oette: Man geht davon aus, dass der Umkreis bei rund 30 Kilometern liegt. Natürlich spielt auch der Pollenferntransport eine Rolle, weswegen Pollen auch weitere Strecken zurücklegen können. Die Daten werden bei uns im Labor ausgewertet, aber auch die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst wird sie voraussichtlich nutzen. Eichstätt wird deren vierter Standort in Bayern sein. Die anderen liegen in Unterfranken, in München und am Oberjoch. Die gewonnenen Daten können natürlich auch für medizinische Forschungsprojekte genutzt werden.
Neben der Pollenfalle gibt es seit November auf dem Uni-Gelände auch eine Wetterstation. Hat Eichstätt denn ein besonderes Klima?
Jochner Oette: Durch die Tallage fließt beispielsweise bei der nächtli-
chen Abkühlung die Luft von den Hängen herunter, es gibt ziemlich oft Nebel. Das sind sehr spezielle Bedingungen und daher ist Eichstätt auch ein interessanter Bereich.
Wer kann die Wetterdaten nutzen?
Jochner Oette: Die Daten – unter anderem Temperatur, Feuchtigkeit, und Windgeschwindigkeit – werden im Minutentakt gespeichert. Auf der Homepage der KU werden sie alle zehn Minuten aktualisiert. Außerdem gibt es in Kürze vier Monitore auf dem Campus und einen in der Innenstadt in Eichstätt. Eine Arbeitsgruppe kümmert sich um die Station, bereitet Daten auf und wartet sie regelmäßig.
Zurück zu den Pollen und Pflanzen. Die Blumen, Bäume und Sträucher im Hofgarten an der Eichstätter Uni, die Sie untersuchen, entsprechen ja nicht unbedingt denen eines heimischen Gartens...
Jochner Oette: Im Hofgarten wächst eine Mischung aus heimischen und exotischen Pflanzen. Neben Linden gibt es dort beispielsweise auch Eiben, Platanen und Zypressen. Wir beobachten den Entwicklungszustand der Blüten und Knospen und können so feststellen, wie diese Pflanzen auf unser Klima reagieren.
Auch wenn die Pollenfalle erst am Dienstag in Betrieb gegangen ist und noch keine Daten vorliegen: Haben Sie denn aus Ihrer Erfahrung wenigstens gute Nachrichten für Allergiker?
Jochner Oette: Leider nein. Mittlerweile gibt es fast keinen Monat mehr ohne Pollenflug. Die Pollensaison beginnt immer früher und dauert immer länger. Manchmal blüht die Hasel schon im Dezember. Und dann wachsen, begünstigt durch den Klimawandel, bei uns auch neue Arten, zum Beispiel die Ambrosia.
Interview: Luzia Grasser