Vom Biobier zum Maibock
Es ist schon ein harter Job, als Landtagsabgeordneter Mitglied des Haushaltsausschusses zu sein. Da muss man sich jahraus, jahrein mit unersättlichen Fachpolitikern herumschlagen, die immer noch mehr Geld für dies und das und jenes ausgeben wollen. Gleichzeitig lassen einen die Spitzenbeamten des Finanzministeriums immer wieder spüren, wer im MilliardenLabyrinth des Staatshaushalts den Durchblick hat und wer nicht. Und weil die Materie so trocken ist und die Zeitungen kaum drüber schreiben, kriegen nicht einmal die Wähler mit, was da von ihren Volksvertretern für eine Kärrnerarbeit geleistet wird.
Willkommene Abwechslung freilich bietet der Umstand, dass der Freistaat an dem einem oder anderen spannenden Unternehmen beteiligt ist – wie zum Beispiel dem staatlichen Hofbräuhaus (HB). Wenn also, wie jetzt geschehen, ein Antrag der Grünen auf den Tisch kommt, die staatseigene Brauerei möge künftig auch Biobier herstellen, dann will das genau geprüft werden. Ohne Ortstermin geht das nicht, befand denn auch Ausschussvize Harald Güller (SPD).
So kam es, dass gestern die Ausschussmitglieder den rund 1300 Meter weiten Weg vom Landtag zum Hofbräuhaus am Platzl auf sich nahmen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis: Es braucht kein eigenes „HBio“, weil schließlich schon das „HB“nach Reinheitsgebot gebraut wird und der Staatsbetrieb für besonders grüne Trinker „Lammsbräu Biobier“aus Neumarkt in der Oberpfalz im Angebot hat.
Die Studie, wonach – Bio hin oder her – zu viel Bier Herzrasen verursachen kann, kam bei dem Ortstermin nicht zur Sprache. Mit derlei geschäftsschädigenden Thesen darf sich der Gesundheitsausschuss befassen. Die Haushaltspolitiker haben Wichtigeres zu tun: Heute Abend ist Maibockanstich im Hofbräuhaus. Da müssen die Damen und Herren wieder ran.