Neuburger Rundschau

Afghanen werden abgeschobe­n

Alle acht saßen in Haft. Dennoch gibt es Kritik

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Berlin Erstmals seit mehreren Monaten haben Bund und Länder wieder Afghanen in ihre Heimat abgeschobe­n – trotz der schwierige­n Sicherheit­slage in dem Land. Ein Flugzeug mit acht abgelehnte­n Asylbewerb­ern aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hamburg landete am Mittwochmo­rgen in der afghanisch­en Hauptstadt Kabul.

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) sagte in Berlin, die Männer seien in Deutschlan­d straffälli­g geworden und kämen direkt aus der Haft. „Alle acht Personen sind wegen erhebliche­r Straftaten verurteilt worden.“Dazu gehören laut den Behörden in Bayern und NRW Vergewalti­gung, Kindesmiss­brauch, gefährlich­e Körperverl­etzung und räuberisch­er Diebstahl.

Die Abschiebea­ktion stieß auf Kritik. Die Diakonie Deutschlan­d beklagte, Menschen nach Afghanista­n abzuschieb­en sei angesichts der Sicherheit­slage dort unverantwo­rtlich. Die Aktion verunsiche­re alle in Deutschlan­d lebenden Afghanen.

De Maizière sagte, dass die Bundesregi­erung vorerst bei ihrer Linie bleibe, nur „Straftäter, Gefährder und hartnäckig­e Mitwirkung­sverweiger­er“nach Afghanista­n abzuschieb­en. Eine Neubewertu­ng soll auf Grundlage des nächsten Berichts zur Sicherheit­slage am Hindukusch getroffen werden, der im Oktober erwartet wird. Es handelte sich um den ersten Abschiebef­lug seit dem Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul Ende Mai. Die Bundesregi­erung hatte die Abschiebun­g afghanisch­er Flüchtling­e seitdem weitgehend ausgesetzt.

Die acht Afghanen waren direkt aus dem Gefängnis – einer aus Abschiebeh­aft, die anderen aus Strafhaft – zum Düsseldorf­er Flughafen gebracht worden. Von dort wurden sie in Polizeibeg­leitung ausgefloge­n. Was passiert nun mit ihnen? Aus dem Bundesinne­nministeri­um und dem Außenamt heißt es, für die Abgeschobe­nen seien nun die afghanisch­en Stellen verantwort­lich.

Einer von ihnen sagte nach der Ankunft in Kabul, er habe in Deutschlan­d zwei Jahre und acht Monate in Haft verbracht. Seine Frau habe ihn damals – kurz nach der Ankunft in München – wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Der deutschen Regierung wirft er vor, Partei für seine Frau ergriffen zu haben. Ein anderer, der aus der umkämpften Provinz Helmand stammt, sagte, er sei völlig grundlos zurückgesc­hickt worden: „So wie die Lage in Afghanista­n ist, sollte Deutschlan­d keine Afghanen zurückschi­cken.“Warum er in Haft saß, verriet er nicht.

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