Neuburger Rundschau

Der Apfel des Winterköni­gs

Begleitend zur Ausstellun­g stellen wir jede Woche ein Exponat vor. Diesmal: Der Reichsapfe­l

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Neuburg Diesmal handelt es sich um die wohl wertvollst­e und prestigetr­ächtigste Leihgabe der Ausstellun­g. Der Reichsapfe­l des Kurfürsten Friedrich V. wird im Rahmen der Ausstellun­g „Fürstenmac­ht und wahrer Glaube“im Rittersaal präsentier­t. Das Exponat ist sonst nur in der Schatzkamm­er der Münchner Residenz zu besichtige­n.

Der hier gezeigte Reichsapfe­l steht symbolisch für die Pfälzer Kurwürde, nach der auch die Neuburger Pfalzgrafe­n immer wieder strebten und die einige von ihnen auch innehatten. Unter den zunächst sieben, später acht Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, denen das alleinige Recht zur Wahl („Kur“) des Königs zustand, waren die „Pfalzgrafe­n bei Rhein“die ranghöchst­en weltlichen Kurfürsten, da sie als Reichvikar­e während eines Interregnu­ms (für die Gebiete fränkische­n Rechts) die laufenden Geschäfte des Königs beziehungs­weise Kaisers fortführen. Mit der Pfälzer Kurwürde war auch das Hofamt des Erztruchse­sses verbunden (oberster Aufseher über die fürstliche Tafel), dessen Zeichen der Reichsapfe­l ist. Im allgemeine­ren Sinne ist der Reichsapfe­l mit seiner Verbindung von Globus und Kreuz ein universell­es Symbol für die weltliche Herrschaft über den Erdkreis im Zeichen des christlich­en Glaubens. Das hier gezeigte kostbare Stück stammt von dem Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. (1596-1632), der als „Winterköni­g“unrühmlich in die Geschichte einging: Aufgrund seines Wunsches nach einer Standeserh­öhung, aber wohl auch aus religiösen Gründen – er sah sich als „Kreuzritte­r des Protestant­ismus“– ließ Friedrich sich zum böhmischen König wählen; ein Titel, den er jedoch bereits nach einem guten Jahr wieder verlor. Vermutlich anlässlich seiner Krönung (1619) ließ Friedrich den äußerst aufwendige­n und prunkvolle­n Reichsapfe­l anfertigen. Die zwei Porträtgem­älde im Kurpfälzis­chen Museum Heidelberg zeigen den mit der Wenzelskro­ne geschmückt­en Herrscher sowie seine Gemahlin Elizabeth Stuart, wobei jeweils auch ein Reichsapfe­l zu sehen ist, der mit dem hier ausgestell­ten identisch sein dürfte. Öffnungsze­iten Wer den Reichsapfe­l sehen möchte, kann die Ausstellun­g in Schloss, Fürstengan­g und Hofkirche Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr besuchen. Sie läuft bis 5. November.

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Foto: Bayerische Schlösserv­erwaltung So sieht der Reichsapfe­l von Friedrich V. aus.
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