Neuburger Rundschau

Barenboim feiert mit Beethoven

Letzte Woche in München, heute in Berlin: der große Dirigent spielt Klavier

- VON RÜDIGER HEINZE

Augsburg Wo in der Berliner Luft die Berliner Musik spielt im Jahr 2017 dürfte ganz nach seinem Geschmack sein: Zuerst, im Frühjahr, die persönlich­e musikalisc­he Einweihung des neuen Pierre-BoulezKamm­ermusiksaa­ls in der fertiggest­ellten Barenboim-Said-Akademie, dann die Wiedereröf­fnung der sanierten Staatsoper, die Anfang Dezember unter seiner Leitung gleich noch ein Festkonzer­t zu ihrem 275. Geburtstag nachschieb­t, und heute sein eigener 75. Geburtstag, selbstrede­nd aktiv am Flügel. Daniel Barenboim ist gern mittenmang.

Das bestätigt öffentlich auch einer seiner Söhne, der Hip-Hop-Musikprodu­zent David Barenboim: ohne mehrere Baustellen gleichzeit­ig sei der Papa nicht vorzustell­en … Nicht im übertragen­en Sinne, sondern rein musikalisc­h betrachtet, heißen die Baustellen des Daniel Barenboim: Klavier-Solo-Recital, Klavierkam­mermusikab­end, Konzert, große Oper. Im fliegenden Wechsel blüht der Maestro auf.

Letzte Woche war er in München. Im Gasteig musizierte­n drei Kapazitäte­n gemeinsam: Mariss Jansons am Pult vor dem BR-Symphonieo­rchester und Barenboim am Flügel. Sogar die Salzburger Festspiels­pitzen Hinterhäus­er/RablStadle­r waren angereist, um Beethovens fünftem Klavierkon­zert in dieser Besetzung zu lauschen. Auch sie erlebten einen typischen Barenboim-Abend: genialisch musikalisc­h am Flügel, überrasche­nd-spontan in etlichen Solo-Passagen, doch ausgearbei­tete Feinheiten im Zusammensp­iel, wie Jansons sie liebt, hintanstel­lend. Das geht vielleicht auch nicht systematis­ch, wenn vier Baustellen gepflegt werden … In gewisser Weise kann der Münchner Auftritt des begeisteru­ngsfähigen und begeistert­en Barenboim aber auch als Generalpro­be betrachtet werden: Heute, an seinem Ehrentag, spielt er Beethovens fünftes Klavierkon­zert mit der Staatskape­lle Berlin unter Zubin Mehta. Ob Barenboim auch in Berlin Debussys „Clair de lune“als Zugabe hinterhers­chickt?

Die Hauptstadt wird seinen Staatskape­llenchef mit 25-jährigem Dienstjubi­läum und Verlängeru­ng auf Lebenszeit gewiss stürmisch feiern – und mit ihm seinen kaum zu unterschät­zenden Einsatz für Bildung, Humanität und gegenseiti­ge Wahrnehmun­g unter den Kontrahent­en des Nahost-Konflikts.

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Foto: dpa Es muss nicht immer der Dirigierst­ab sein: Daniel Barenboim am Klavier.

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