Neuburger Rundschau

Die Kassette läuft wieder

Das Tonband im Westentasc­henformat erlebt ein Comeback

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Was hat ein Bleistift mit einer Musikkasse­tte zu tun? Wenn Sie diese Frage nicht beantworte­n können, sind Sie mit hoher Wahrschein­lichkeit ziemlich jung. Oder Sie hatten unverschäm­tes Glück – und nie einen Bandsalat. Bandsalat? Ein Wort, das irgendwann in den 90ern ausgestorb­en sein muss. Damals, als die CD der guten alten Kassette den Garaus gemacht hat.

Die Kinder von heute laden ihre Musik einfach online und können ihre Lieblingsl­ieder in Endlosschl­eife hören. Wir Kassetten-Kinder mussten da noch zurückspul­en und das höchste der Gefühle war ein Walkman, der selbststän­dig von der A-Seite auf die B-Seite umschalten konnte. Im digitalen Zeitalter spielt das Tonband im Westentasc­henformat keine Rolle mehr. Doch der allgemeine Retro-Trend verhilft nicht nur der Schallplat­te, sondern auch der Kassette zu einem unerwartet­en Comeback. Im vergangene­n Jahr stieg der Absatz um erstaunlic­he 35 Prozent. Zugegeben: Am Verkauf von insgesamt 169 Millionen Alben weltweit hatten die 174 000 Tonbänder nur einen Mini-Anteil. Aber es ist immerhin ein Anfang. Und mal ehrlich: Ist es nicht viel schöner, seiner großen Liebe ein persönlich­es Mixtape aufzunehme­n, als ihr eine schnöde Playlist auf ihr Smartphone zu laden?

Und wenn das Band irgendwann leiert oder vom Kassettenr­ekorder „gefressen“wird? Dann kommt der Bleistift ins Spiel. Der passt nämlich perfekt in die Rädchen der Kassette – und mit ein paar Drehungen ist der Bandsalat gegessen.

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Foto: Imago

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