Null Empfang
Wenn sich Landespolitiker zur Klausur treffen, hat das wenig mit einem asketischen Selbstfindungstrip zu tun. Die Freien Wähler sind mit Mann, Maus und Media-Abteilung nach Baring angerückt, mit dem hehren Ziel, ihre Themen im Wahlkampfjahr in die Welt hinauszuposaunen: Straßenausbaubeitragssatzung? Abschaffen! Kindergartengebühr? Abschaffen! Breitbandausbau? Komisch. Das Thema fehlt auf der Tagesordnung komplett. Das dachten zumindest Journalisten in ganz Bayern. Dabei hat niemand mit dem Ideenreichtum der FW-Fraktion gerechnet.
Quasi in einem Selbstversuch beweist die Opposition, dass Bayern in Sachen Mobilfunknetz und Breitbandausbau bestenfalls Entwicklungsland ist. Kaum am Tagungsort angekommen, stellen die Abgeordneten fest: kein Handynetz in Baring. Die Pressemitteilung ist mit dem Schlagwort „Kein Scherz“betitelt. Am zweiten Tag gibt schließlich auch das „terrestrische Internet“auf. Wahrscheinlich war die Media-Abteilung am Vortag zu aktiv. Seit Donnerstag setzen die Freien Wähler nun auf komplette Entschleunigung. Die Mail mit dem Schlagwort „Kein Scherz 2“gibt als Rettung für alle neuigkeitsgierigen Journalisten die Festnetznummer des Hotels an. Die schlechtest geplante Winterklausur in der Geschichte des Freistaats? Iwo! Viel mehr aufopferungsvolles Themenplatzieren. Welchem Freien Wähler es auch immer gelungen ist, die Mail mit dem Betreff „Bei Seehofer zuhause in der Mobilfunkdiaspora“abzusetzen, er hat damit den Ministerpräsidenten auf heimischem Boden ausgekontert.
Für den letzten Klausurtag hat die Redaktion die Fenster geöffnet. Am Freitag erwartet man Brieftauben aus der Mobilfunkdiaspora.