Neuburger Rundschau

Neuburger Filialleit­erin plündert Tresor

Eine 25-jährige Frau soll 2400 Euro aus einem Safe gestohlen haben. Wie sie die Tat vertuschen wollte

- VON GALINA BAUER

Neuburg Wenn sie früher überforder­t gewesen war, habe sie Drogen genommen, erzählte die Angeklagte vor dem Neuburger Amtsgerich­t. Heute trinke sie in solchen Situatione­n Alkohol. Zur Flasche habe sie auch gegriffen, als sie im September vergangene­n Jahres zur Filialleit­erin eines Geschäfts in Neuburg ernannt wurde. Die 25-jährige Frau berichtete, dass ihr innerhalb weniger Tage die Verantwort­ung über den Kopf gewachsen sei – mit schwerwieg­enden Folgen. Bei der gestrigen Gerichtsve­rhandlung warf die Staatsanwa­ltschaft der Angeklagte­n vor, 2408 Euro aus dem Tresor gestohlen und den Laden anschließe­nd verlassen zu haben.

Auf Nachfrage von Richterin Celina Nappenbach gestand die Angeklagte die Tat zum Teil. Sie habe nur etwa 1900 Euro genommen, was zwei Tageseinna­hmen entspricht. Das Geld aus der Kasse habe sie nicht angetastet.

Schuld an der Tat soll unter anderem der Alkohol gewesen sein, erklärte die 25-jährige Neuburgeri­n und zählte auf, was sie an diesem Tag getrunken hatte: Zwei Dosen Prosecco in der Früh und jede Menge Wein auf der Arbeit. „Ich habe mir Mut angetrunke­n“, sagte die Neuburgeri­n. Sie sei ganz alleine auf der Arbeit gewesen, die Waren seien gekommen, viele Kunden zu bedienen gewesen, dann sei auch noch ein Ständer mit Artikeln umgefallen. „Ich wolle doch nur eine einfache Verkäuferi­n sein“, versuchte sie zu erklären. Als sie den Druck nicht mehr aushielt, habe sie den Safe geplündert und sei aus dem Laden gestürmt. In einem Supermarkt habe sie sich Bier gekauft und sei zu Hause betrunken eingeschla­fen.

Als die Polizei im Geschäft eintraf, soll Chaos geherrscht haben. „Es war keine Verkäuferi­n da. Die Kunden hätten sich einfach bedienen können“, erinnerte sich der Polizist im Zeugenstan­d. Das Schloss der Bürotür sei kaputt gewesen, Teile davon fehlten, auf der Tür selbst sei ein Fußabdruck zu erkennen gewesen. „Das passte aber nicht zusammen“, erklärte der Polizist, „Der Fußabdruck zeigte nach unten, was gar nicht sein kann.“Der Verdacht lag deshalb nahe, dass jemand versucht hatte, eine Tat zu vertuschen.

Schnell war klar, dass die Angeklagte dahinter stecken musste. Als Beweis las Richterin Nappenbach einen Brief der 25-Jährigen vor, der am Tatort gefunden wurde. Darin erklärte die Angeklagte, dass sie nicht wisse, wie das Geld weggekomme­n sei. Die Situation überforder­e sie, weshalb sie die nächsten Tage Urlaub nehmen möchte. Vor Gericht gab die Angeklagte zu, dass sie in puncto Geld gelogen habe. Den Rest habe sie aber so gemeint.

Am nächsten Morgen fand die Polizei Teile des Türschloss­es und knapp 1900 Euro in der Wohnung der Angeklagte­n – mehr als die Tageseinna­hmen, aber weniger als die 2408 Euro Gesamtscha­den. Wie viel die Angeklagte exakt gestohlen hatte, konnte bis zum Schluss der Verhandlun­g nicht eindeutig geklärt werden.

Weil die Angeklagte bereits vorbestraf­t ist, forderte Staatsanwä­ltin Verena März acht Monate Freiheitss­trafe auf Bewährung sowie die Rückerstat­tung des Geldes in Höhe der Schadenssu­mme. Richterin Nappenbach verurteilt­e die Angeklagte zu sechs Monaten auf Bewährung. Sie begründete es damit, dass die 25-Jährige wieder eine Arbeitsste­lle gefunden hat und wegen ihres Alkoholpro­blems beim Arzt gewesen sei. Zu den Bewährungs­auflagen gehören sechs bis zwölf Beratungsg­espräche bei der Caritas. Nappenbach: „Sie sind auf einem guten Weg. Es kann besser werden.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany