Neuburger Rundschau

Sparaufruf­e sind von gestern

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

So weit ist es schon mit der Sparsamkei­t. Im Museum ist sie. Genauer gesagt im Deutschen Historisch­en Museum in Berlin. Dort gibt es eine Ausstellun­g für sie. Geschichte ist sie also. Dabei war sie doch einst eine Tugend. Vor allem eine schwäbisch­e. Doch davon kann keine Rede mehr sein. Im Gegenteil. Sparen ist aus der Mode. Woran wird denn heute noch gespart? Böse Zungen könnten sagen: an der Vernunft. Auch so ein Begriff, der sich schon irgendwie ein bisschen verstaubt anhört. Und wer will das schon sein? Viel schöner ist es doch, ein großzügige­r Mensch zu sein. Warum nicht auch mal ein Verschwend­er. Einer, der aus dem Vollen schöpft.

Am sorglosest­en praktizier­en lässt sich die verschwend­erische Lebenshalt­ung offensicht­lich mit Werten, die einem gar nicht gehören, die aber für selbstvers­tändlich erachtet werden: Rohstoffe, Grünfläche­n, Energie. Dass wir längst auch Lichtversc­hwender sind, überrascht nun wirklich nicht.

Doch, mal ehrlich, ans Lichtspare­n will man nun wirklich nicht denken. Jetzt im Frühling. Jetzt, wo uns endlich Sonnenlich­t flutet. Vielleicht machen all die wohl meinenden Sparaufruf­er auch einfach etwas falsch mit ihren öden Appellen. Lichtforsc­her beispielsw­eise, die zu Recht mehr Achtsamkei­t auf dunkle Nächte und den Verzicht auf unnötig viel Kunstlicht fordern, sollten viel öfter sagen: Leute geht abends raus! Zählt die Sterne. Setzt Euch ins Mondlicht. Hört der Stille zu. Genießt die Nacht. Dann fällt womöglich mehr Menschen auf, dass die Festbeleuc­htung drinnen unnötig, zu viel Licht störend, Finsternis fasziniere­nd und der Rhythmus zwischen Tag und Nacht wohltuend und wichtig ist. Ein sparsamer Umgang mit Licht ist dann vielleicht wieder ganz in.

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