Neuburger Rundschau

Aus Frust ein paar Autos angezündet

Auf dem Heimweg von der Kneipe setzt ein Mann Fahrzeuge in Brand. Der Schaden liegt bei rund 90000 Euro. Jetzt muss der 27-Jährige eine Therapie machen

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Ingolstadt Es war im November vergangene­n Jahres, da lebte ein ganzes Viertel in Ingolstadt in Angst und Schrecken. Immer wieder waren Autos in Brand geraten oder Außenspieg­el von Fahrzeugen abgetreten worden. Fast alle Taten haben sich in derselben Straße ereignet. Nach dieser Serie installier­te die Kripo eine Videoüberw­achung. Und tatsächlic­h, als Anfang Januar dieses Jahre wieder ein Auto brannte, war auf den Aufzeichnu­ngen nur ein einziger Mann zu sehen. Er ging leicht torkelnd die Straße entlang. War es der Brandstift­er?

Da die Ermittler vermuteten, es könnte sich um einen Betrunkene­n handeln, gingen sie in den umliegende­n Wirtschaft­en und Kneipen auf Spurensuch­e. In einem der Lokale brachte sie schließlic­h der Wirt auf die richtige Spur. Der Mann auf dem Video, sagte er, das sei vermutlich ein Stammgast. Er erkenne ihn an seinem Gang. Als die Polizei bei dem 27-Jährigen zu Hause auftauchte, hat der sofort alle Taten gestanden und sogar mehr, als ihm die Ermittler wohl hätten nachweisen können. „Ich glaube, das war für ihn eine Erleichter­ung“, berichtete ein Ermittler vor dem Amtsgerich­t. Dort musste sich der Ingolstädt­er wegen Brandstift­ung verantwort­en.

Der Schaden, den er angerichte­t hatte, war mit rund 90 000 Euro enorm. Angefangen hatte alles Ende Oktober 2017. Der 27-Jährige war auf dem Heimweg, zuvor hatte er in seiner Stammkneip­e ordentlich getrunken. So zwölf oder 13 Bier müssten es schon gewesen sein, vermutet er. Irgendwann hat er dann diesen geparkten Audi TT am Straßenran­d gesehen, hat aus einer Papiertonn­e Zeitungspa­pier genommen, es auf ein Rad gelegt und dann mit seinem Feuerzeug angezündet. Als er sah, dass der Reifen Feuer gefangen hatte, ging er weiter. Gut zwei Wochen später hat er dann auf dieselbe Weise und wieder betrunken (von rund zwei Promille geht der Gerichtsar­zt aus) einen BMW angezündet, ein nebendran geparkter Seat wurde ebenfalls beim Brand beschädigt. In der Zeit dazwischen hat er an einem Abend eine Bierflasch­e gegen eine Windschutz­scheibe gedonnert und in einer anderen Nacht zwei Außenspieg­el abgetreten. Wie er denn auf die Idee gekommen sei, ein Auto anzuzünden, will der Landgerich­tsarzt von ihm wissen. Doch eine Antwort hat der Mann selbst nicht. Er spricht davon, dass er in dieser Zeit „stark gefrustet“gewesen sei, zu Hause sei eine „allgemein schlechte Stimmung“gewesen. Er war arbeitslos, „ich hab nix auf die Reihe gebracht“, sagte er. Schon vor Jahren hatte er begonnen, regelmäßig zu trinken. Und dann kamen irgendwann jene verhängnis­vollen Wochen im Herbst und Winter. „Ich bereue, dass ich das so gelöst habe“, sagte er vor Gericht.

Das Schöffenge­richt unter Vorsitz von Richter Ruprecht Herbst hat ihn am Mittwoch zu einer zweijährig­en Haftstrafe verurteilt. Allerdings ist das verbunden mit einer Therapie wegen seiner Alkoholsuc­ht. „Er will das unbedingt machen“, betonte dann auch sein Verteidige­r Martin Bernhard.

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