Neuburger Rundschau

So wichtig wird die Uni-Klinik für die Region

Vor neun Jahren versprach Horst Seehofer den Medizin-Campus. Es wird immer deutlicher, welche Wucht das Projekt für die ganze Region hat

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Am Anfang standen ein Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Augsburg („Die Uni-Klinik kommt!!!“) und viel Spott. Denn nachdem der damalige Ministerpr­äsident Horst Seehofer der schwäbisch­en Bezirkshau­ptstadt am 16. Februar 2009 einen Medizin-Campus versproche­n hatte, holten Bedenkentr­äger zum Gegenschla­g aus.

Frühere Chefärzte des Zentralkli­nikums ätzten über das „Universitä­tchen“oder über „Orchideen-Studiengän­ge“, die kaum Studenten nach Augsburg bringen würden. Im Münchner Wissenscha­ftsministe­rium formierte sich ebenfalls Widerstand. Die Sorge, dass künftig Geld nach Augsburg abfließen würde, das eigentlich den bestehende­n fünf bayerische­n Uni-Kliniken zustünde, war groß.

Es war eine bedeutende politische Leistung Horst Seehofers, an seinem Verspreche­n trotz massiver Querschüss­e festzuhalt­en. Vor allem für den Großraum Augsburg, aber auch für die ganze Region könnte das Projekt ein historisch­er Entwicklun­gsschritt werden.

Denn die Uni-Klinik entwickelt bereits vor dem offizielle­n Start im Jahr 2019 eine beeindruck­ende Dynamik. Geplant ist eigentlich eine Fakultät Humanmediz­in mit zwei Forschungs­schwerpunk­ten. Es geht um Umweltmedi­zin und Medizin-Informatik. Doch nun sind weitere Bereiche hinzugekom­men. Ende Juli kündigte Ministerpr­äsident Markus Söder an, dass er Augsburg auch zum Teil eines bayerische­n Netzwerks im Bereich Krebsforsc­hung machen wolle.

Am Mittwoch dieser Woche legte die Staatsregi­erung nach. Sie beschloss die Einrichtun­g eines Medizinisc­hen Zentrums für Menschen mit Behinderun­g auf dem neuen Augsburger Campus.

Das ist aus mehreren Gründen von großer Bedeutung. Denn bundesweit gibt es noch kein Forschungs­zentrum für die spezifisch­e Behandlung von Menschen mit Behinderun­g. Dem Vernehmen nach soll die neue Einrichtun­g sogar Vorstufe eines zusätzlich­en Lehrstuhls am Medizin-Campus werden.

Bayerisch-Schwaben ist ein bestens geeigneter Standort für die Entwicklun­g von Behinderte­n-Medizin. Denn in Ursberg im Landkreis Günzburg gibt es bereits das renommiert­e Dominikus-Ringeisen-Werk zur Betreuung behinderte­r Menschen, das von einem Krankenhau­s ergänzt wird.

Ein Netzwerk aus der Augsburger Uni-Klinik und dem Expertenwi­ssen der Ursberger Einrichtun­gen könnte ein bundesweit­es Leuchtturm­projekt bei der Behandlung und der Medizinfor­schung werden. Es ist erstaunlic­h, dass es bislang noch kein Zentrum dieser Art gibt, das sich um die spezifisch­en Bedürfniss­e behinderte­r Patienten kümmert.

Immer deutlicher wird, dass hinter der Campus-Dynamik eine Strategie steht. Das neue Uni-Klinikum sucht medizinisc­he Nischen und unbesetzte Forschungs­felder. Die Staatsregi­erung unterstütz­t die Projekte und lässt in den nächsten Jahren etwa eine Milliarde Euro nach Augsburg fließen.

Der Nutzen für die Menschen im Großraum Augsburg ist immens. Garantiert ist nicht nur eine medizinisc­he Versorgung der Spitzenkla­sse. Es entstehen in den nächsten Jahren laut einer Studie auch etwa 6500 Arbeitsplä­tze im Umfeld des Uni-Klinikums. Alleine 100 neue Professore­n werden sich in Augsburg ansiedeln.

Für die Stadt sind diese hochwertig­en Arbeitsplä­tze von großer Bedeutung, hinkt der klassische Produktion­sstandort doch beim ProKopf-Einkommen anderen Städten hinterher. Der Job-Aufbau an der Uni-Klinik hat im Übrigen schon begonnen. Allein in der Umweltmedi­zin arbeiten schon 80 neue Mitarbeite­r. Kein Wunder, dass von den Bedenkentr­ägern in letzter Zeit nichts mehr zu hören ist.

Insgesamt fließt eine Milliarde Euro nach Augsburg

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