Im Boden ist der Wurm drin
Was die kleinen Bodentiere alles können und was ihnen zusetzt
Im Boden ist der Wurm drin – allerdings fühlt er sich in vielen Äckern offenbar nicht mehr so wohl. Der WWF hat Anfang des Jahres das sogenannte „Regenwurm-Manifest“veröffentlicht. In dem Papier wird ausführlich beschrieben, was dem Bodentier zusetzt. Das sind unter anderem Dünger, Pestizide aus der intensiven Landwirtschaft und die Bearbeitung des Bodens.
In Zahlen ausgedrückt: Von den rund 46 Arten, die einst den deutschen Untergrund durchpflügten, fressen sich unter den meisten deutschen Äckern nur drei bis vier von ihnen durch den Boden. Mehr als die Hälfte aller Arten stuft der WWF als „sehr selten“oder sogar „extrem selten“ein.
Ein besonders hartes Schicksal droht den Regenwürmern laut WWF auf oder eher unter Mais-Monokulturen. Regenwürmer leben von allem, was an Pflanzen auf dem Boden übrig bleibt. Doch auf vielen Äckern ist dieser fast wie blank geputzt. Abgestorbene Reste verschiedenster Pflanzen finden sich dort kaum noch.
In Wäldern leben Regenwürmer von abgeworfenem Laub, toten Feinwurzeln und Kräutern, in Wiesen und Weiden von vergehenden Kräutern und Grashalmen. In Monokulturböden mit extrem eintöniger Fruchtfolge und sehr starkem Maschinenund Chemieeinsatz gibt es nach Angaben des WWF maximal 30 Tiere pro Quadratmeter. Ein durchschnittlicher Boden in der noch relativ kleinstrukturierten Landwirtschaft Süddeutschlands würde dagegen rund 120 enthalten. „Bei einem Rückgang des organischen Anteils im Boden gibt es für viele Tiere kaum noch Nahrung, sodass ihre Vermehrung deutlich zurückgeht“, sagt Dr. Jörg Römbke von der ECT Ökotoxikologie GmbH im hessischen Flörsheim. Eine akute Gefährdung der Regenwurmpopulationen in Deutschland sieht er aber nicht: „Der Regenwurm stirbt nicht aus.“Allerdings gebe es bisher keine belastbaren Zahlen zum Vorkommen dieser Tiere. Gemeinsam mit Partnern des Senkenberginstituts forscht der Bodenökologe daher rund um das Befinden der Regenwürmer. Erst wenn Forschungsergebnisse vorhanden seien, könne genauer gesagt werden, wie es um die Regenwürmer in Deutschland bestellt sei.
Doch fest steht, dass der Regenwurm für einen gesunden Boden wichtig ist. Durch sein stetiges Graben belüftet er den Boden und schichtet Nährstoffe von unten nach oben. Auf einem Boden mit vielen Regenwurm-Gängen staut sich keine Nässe, sondern die Erde saugt den Regen auf wie ein Schwamm. Auch Pflanzenwurzeln und wichtige Bodenorganismen haben es in lockerem Boden leichter. Der Kot von Regenwürmern ist nichts anderes als nährstoffreiche Erde. Laut Nabu haben Bodenbiologen herausgefunden, dass ein Regenwurmhäufchen ein besserer Dünger ist als die gleiche Menge Kompost.
Zunehmende Überschwemmungen auf Ackerflächen auch nach normalem Starkregen sind beispielsweise deutliche Anzeichen dafür, dass wenig Gewürm im Boden ist.
Der Regenwurm hat es unter deutschen Äckern nicht leicht. Viele Einflüsse machen ihm dort das Leben schwer. Foto: Stefanie Preuin