Neue Osnabrucker Zeitung - Wallenhorst
1:4 – VfL kassiert erste Saisonniederlage
Dejá vu an der Bremer Brücke: Acht Monate nach dem 2:6 gegen Wehen geht der VfL mit 1:4 unter
Die Serie ist gerissen. Am achten Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga kassierte der VfL Osnabrück die erste Niederlage der Saison – und die war ganz besonders deftig. Mit 1:4 unterlag die Mannschaft von Trainer Marco Grote gegen den 1. FC Nürnberg. Der Tabellen16. aus Franken übernahm schnell die Kontrolle und lag bereits zur Pause mit 3:0 in Führung. Für den VfL, der nach der Niederlage auf Tabellenplatz sechs abrutschte, erzielte Sebastian Kerk in der 90. Minute per Foulelfmeter den Ehrentreffer.
OSNABRÜCK Mit einem Knall riss die Erfolgsserie des VfL Osnabrück. Nach sieben Spielen ohne Niederlage – saisonübergreifend sogar zehn – verloren die Lila-Weißen erstmals wieder in der 2. Bundesliga. Und wie: Das 1:4 gegen einen alles andere als angeschlagenen 1. FC Nürnberg spricht eine deutliche Sprache und dokumentierte den Leistungsunterschied an diesem kühlen Abend.
Nun muss sich der VfL zum ersten Mal in dieser Saison kräftig schütteln und eine Niederlage verarbeiten, die in diesem Ausmaß nach der positiven Entwicklung
der letzten Wochen nicht zu erwarten war. Doch ist ein Rückschlag auch in dieser Form keine Katastrophe, denn es kann nicht an einem missratenen Abend aus den Fugen geraten, was hier aufgebaut worden ist.
Hohes Tempo, frühes Pressing: Beide Mannschaften wählten dieselben Waffen, machten einander das Kombinieren schwer. Zunächst war der VfL etwas besser im Spiel, hatte durch Ajdini, der knapp verfehlte, eine erste Chance (10.). Doch dann setzten sich zunehmend die Nürnberger mit ihren spielerischen Qualitäten im Mittelfeld und ihrer Robustheit in der Defensive durch.
Aus einer harmlosen Situation entwickelte sich die Führung
der Gäste. Mühl bekam an der Mittellinie keinen Druck von Multhaup und hob den Ball präzise in den Lauf von Valentini, der sich im Rücken von Reichel freigeschlichen hatte und nach innen flankte – und da war VfL-Schreck Schäffler handlungsschneller als Trapp und Beermann; mit einem direkten Rechtschuss traf der Goalgetter (25.).
Ausgerechnet Schäffler, an dessen Verpflichtung der in den letzten Jahren mehrfach interessiert war, leitete die Niederlage ein – es war sein achter Treffer gegen den VfL in den letzten acht Ligapartien. Und wer jetzt noch kein Dejá vu hatte und an das 2:6 gegen den SV Wehen Wiesbaden am 6. März 2020 denken
musste, der bekam es in den folgenden Minuten. Damals hatte der VfL nach 15 Minuten 1:3, zur Pause 1:5 und am Ende 2:6 hinten gelegen; Schäffler erzielte drei Tore.
Das 0:2 war ein Geschenk, denn trotz der Bedrängnis durch Schäffler hätte Ajdini den Rückpass auf Kühn druckvoller spielen können. So konnte Nürnberger den Ball erlaufen, Kühn umkurven und aus spitzem Winkel ins leere Tor schieben (29.). Der VfL wehrte sich, aber die Nürnberger hatten nun optimale Bedingungen für ihre schnellen Konter. Einer davon hatte nach einem Osnabrücker Ballverlust im Mittelfeld vier Stationen: Valentini Ballgewinn, Geis steil auf Schäffler, direkt zu Lohkemper
– Flachschuss, 0:3 nach 43 Minuten.
Drei Wechsel nahm Trainer Grote in der Pause vor; Wolze ersetzte Reichel, der seine Seite nicht dicht bekommen hatte, Schmidt löste den wirkungsarmen Multhaup ab und Henning machte Platz für Stürmer Ihorst.
Die Nürnberger ließen den VfL nun kommen, doch mehr als eine optische Überlegenheit erreichten die Lila-Weißen nicht. Sie versuchten alles, zeigten ein paar ordentliche Ansätze, doch es fehlte das Tor, das der Turbo hätte sein können für eine Aufholjagd. Sie kämpften, sie rannten und sie blieben ihrem spielerischen Ansatz treu – aber sie kamen nicht durch.
Stattdessen legten die Gäste
nach, bei denen der Knoten förmlich platzte. Der überragende Lohkemper setzte sich gegen die zaudernde VfL-Abwehr durch und passte nach innen, wo Schäffler einschob – Tor Nr. 9 des Modellathleten gegen seinen Lieblingsgegner (71.).
Der Rest war das Bemühen um Schadensbegrenzung. Die gelang, weil die Mannschaft nach einem von Mathenia an Blacha verschuldeten und von Kerk verwandeltem Foulelfmeter (90.).
Nach verheißungsvollem Start müssen Mannschaft und Trainer nun zeigen, dass sie als Team funktionieren und mit einem solchen Nackenschlag umgehen können. Wem sie das zeigen müssen? Vor allem sich selbst.