Neue Osnabrucker Zeitung - Wallenhorst
Wird Silvester dem Virus geopfert?
Mögliches Böllerverbot stößt in der Bevölkerung zumindest auf Verständnis
BERLIN Allen ist klar: Im Corona-Jahr werden die Feiertage anders als sonst. Bei Silvester stößt ein angedachtes Böllerverbot auf Verständnis in der Bevölkerung, dürfte sich jedoch kaum durchsetzen, denn mächtige Bundesländer sind dagegen. Auch bei Weihnachten zeigen sich Risse in der Gesellschaft.
Morgen beraten Bund und Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Deutschlands größte Silvesterparty am Brandenburger Tor in Berlin wurde schon abgesagt, die dortige ZDF-Show mit Stars wie Peter Maffay soll es aber geben.
Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sind laut einer Umfrage dafür, das Silvesterfeuerwerk 2020/21 wegen der Corona-Krise zu verbieten. Dies sagten 64 Prozent in einer gestern veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Yougov. 25 Prozent lehnen ein solches Verbot ab, 10 Prozent machten keine Angabe.
Voriges Jahr verzeichnete die Branche laut Verband der pyrotechnischen Industrie rund 130 Millionen Euro Umsatz. Eine Skepsis gegenüber Krachern und farbenfrohen Funken am Silvesterhimmel gibt es seit Jahren – aus anderen Gründen. Schon 2019 gaben 57 Prozent der Bundesbürger in einer Umfrage an, dass „Böllern zu Silvester aus Umwelt- und Sicherheitsgründen verboten“werden sollte. In einer repräsentativen Umfrage stimmten zudem gut drei Viertel der Befragten der Aussage zu, dass Raketen und Böller schlecht für die Umwelt seien.
Kommunen entscheiden
Im Corona-Jahr wird besonders kontrovers über das Feuerwerk diskutiert. Der Innenminister von NordrheinWestfalen, Herbert Reul (CDU), sprach sich gegen Böller und Raketen aus. Entscheiden müssten aber die Kommunen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte in der ARD, Weihnachten solle „freier“sein, „dafür
Mit riesigem Feuerwerk
Silvester wieder konsequenter“. Er wünscht sich ein Bölleroder Alkoholverbot auf größeren Plätzen. „Ein generelles Böllerverbot braucht es aber nicht.“Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hält nichts von einem Verbot: „Feuerwerk muss Silvester trotz Corona möglich sein“, sagte er der „Bild“.
Die unionsgeführten Bundesländer sind anders als die SPD-geführten Länder gegen ein Verkaufsverbot für Silvesterböller. Verkauf und Mitführen von Pyrotechnik sollten nicht untersagt werden, heißt es in einem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Stattdessen solle es einen Appell geben sowie ein Verbot von Feuerwerk auf belebten Plätzen.
In einem Papier Berlins als Vorsitzland der Ministerpräsidentenkonferenz
heißt es dagegen, zum Jahreswechsel solle der Verkauf, der Kauf und das Zünden von Feuerwerk verboten werden – insbesondere um die Einsatzund Hilfskräfte zu entlasten, die Kapazitäten des Gesundheitssystems frei zu halten und um größere Gruppenbildungen zu vermeiden.
„Härtestes Weihnachten“
Auch beim Thema Weihnachten rumort es vor allem in den C-Parteien und unter den CDU-Vorsitzkandidaten. So diskutierten viele in sozialen Netzwerken ein plakatives Zitat von NRW-Regierungschef Armin Laschet, der der „Welt am Sonntag“gesagt hatte, es stehe „das härteste Weihnachten, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben“, bevor.
Es sei aber eine Illusion zu glauben, man könne 80 Millionen Menschen verbieten, Weihnachten die Familie zu treffen, so Laschet. Sein innerparteilicher Konkurrent Friedrich Merz hatte zuvor dem Berliner „Tagesspiegel“gesagt, das Fest in der Familie sollte nicht infrage gestellt werden. „Es geht den Staat auch nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachten feiere.“