Neue Osnabrucker Zeitung - Wallenhorst
Sarkozy wegen Bestechung vor Gericht
PARIS Zum ersten Mal im Frankreich der Nachkriegszeit steht ein früherer Staatschef persönlich vor Gericht: Ex-Präsident Nicolas Sarkozy muss sich seit gestern in Paris wegen des Verdachts der Bestechung und der illegalen Einflussnahme auf die Justiz verantworten. Dem 65-Jährigen drohen zehn Jahre Haft und eine Geldbuße in Höhe von rund einer Million Euro. Er selbst bestreitet die Vorwürfe und hält den Prozess für einen „Skandal“.
Mit dunklem Anzug und Mund-Nasen-Schutz betrat Sarkozy den Gerichtssaal. Zuvor hatte er erklärt, er wolle den Prozess „kämpferisch“angehen. Sarkozy war von 2007 bis 2012 Frankreichs Präsident. Zwei Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit soll er nach Überzeugung der Ermittler versucht haben, einen Staatsanwalt am Obersten Gerichtshof zu bestechen. Sarkozy ist der erste französische Präsident in der 1958 gegründeten Fünften Republik, der wegen Korruption angeklagt wird.
Staatsanwalt beeinflusst
Zusammen mit dem ExPräsidenten ist der frühere Staatsanwalt Gilbert Azibert angeklagt, der dem Prozess gestern aus gesundheitlichen Gründen fernblieb. Er soll Sarkozy geheime Informationen über Ermittlungen gegen ihn beschafft haben. Zudem soll er versucht haben, seine Kollegen zu beeinflussen. Im Gegenzug soll Sarkozy dem Beamten Hilfe versprochen haben, um seinen Wunschposten in Monaco zu bekommen. Als dritter Angeklagter steht Sarkozys Anwalt Thierry Herzog vor Gericht.
Nach dem ersten Prozesstag ordneten die Richter eine vorläufige Aussetzung des Verfahrens bis zum Donnerstag an. Bis dahin soll eine medizinische Expertise zum Gesundheitszustand des 73-jährigen Azibert vorliegen.