Neue Osnabrucker Zeitung - Wallenhorst
Kultur als Türöffner
Wie die Stadt Osnabrück Neubürger anlocken und halten will
OSNABRÜCK Wo zieht es Firmen und Menschen bei einem Umzug hin? Nach Osnabrück am liebsten – das zumindest wünscht sich die Stadtverwaltung. Dafür muss die Stadt aber attraktiver werden, und helfen soll dabei die Kultur. Der Wettbewerb unter den Städten ist hart. „Wir haben in Deutschland unglaublich viele Standorte mit ähnlichen Bedingungen“, sagt Holger Schwetter vom Fachbereich Kultur. So nehmen vermeintlich „weiche Faktoren“, die schlecht messbar sind, an Bedeutung zu. Und das gilt auch für die Kultur.
Nun hat zwar Osnabrück eine sehr vielfältige Kulturszene. Doch besonders bekannt ist sie dafür nicht. Das soll sich ändern. Auch, um nach außen zu verdeutlichen, wie lebenswert es in der Hasestadt ist. Denn wenn sich Firmen hier ansiedeln, kommen auch die Mitarbeiter in die Region und damit verbunden Wirtschaftskraft. „Kultur wird als Geflecht in der Gesamtstruktur betrachtet“, pflichtet ihm Fachbereichsleiterin Patricia Mersinger bei.
Unterstützt wird ihre Meinung vom dritten Baustein der Kulturstrategie. Für die Publikation des Baustein 3 wurden 32 Gespräche mit Experten aus Osnabrücker Unternehmen, Stiftungen, Wirtschaftsförderern und Hochschulen geführt.
Dabei bestätigte sich, dass Kultur ein wichtiger Standortfaktor für Osnabrück ist. Und: Kultur sollte nicht als freiwillige Aufgabe gesehen werden,
sondern als feste Aufgabe der Stadt.
Und so zielt die Kulturstrategie der Stadt inzwischen nicht nur auf das Jahr 2020, sondern blickt bist 2030. Die langfristige Perspektive sei bei solchen Vorhaben wichtig, bekräftigt Mersinger. Das Thema Kultur als Standort ist der ehemaligen Stadtplanerin ein Herzensthema, wie sie sagt.
Da gibt es in Osnabrück viel zu tun. Ein besonderes Merkmal ist mit der Friedensstadt fast schon offensichtlich. Schließlich wurde in Osnabrück und Münster nach dem 30-jährigen Krieg 1648 der Westfälische Frieden geschlossen.
Und so ist Kultur gerade in Osnabrück nicht nur Freizeitbeschäftigung. „Für uns ist es auch ein Thema der Bildung“, betont Stadtrat Wolfgang Beckermann. Vor allem die kulturelle Bildung, wie sie im Museumsquartier
angeboten wird, sieht Beckermann auch als Wirtschaftsfaktor. Denn ziehen Firmen, neue Einwohner oder Touristen in die Stadt, dann bringen sie den Unternehmen der Stadt Geld ein. Über die Steuern wiederum profitiert schlussendlich dann auch der städtische Geldbeutel.
Es bleibt, wie es ist: Kultur kostet Geld. Das wird gerade in der aktuellen Lage deutlich, wenn Institutionen wie Museen, Stadtbibliothek oder Theater geschlossen bleiben müssen und sich somit der Förderbedarf noch weiter erhöht. Doch genau bei Diskussionen im Haushalt seien die Erkenntnisse des Bausteins 3 wichtig, um für eine Förderung der Kultur argumentieren zu können, bestätigt Holger Schwetter. Denn noch bis in die Achtzigerjahre hinein wurde Kultur als ein Faktor
angesehen, der nur Kosten verursacht. Doch heute entscheidet die Kultur darüber, ob junge Menschen in Osnabrück ihr Studium aufnehmen oder woanders. Manchen gefällt es hier sogar so sehr, dass sie eine Firma gründen. Das Potenzial der Hochschule und der Uni bewertet Stadtrat Beckermann als sehr hoch.
Und so soll in drei Jahren etwa gemeinsam in der Stadt das Jubiläum zu 375 Jahre Westfälischer Frieden gefeiert werden. Dabei soll auch gezeigt werden, wie die Menschen hier das Friedensthema kreativ aufgreifen und so mit Kultur Osnabrück vielfältig und lebenswerter machen.
Das Heft Baustein 3 der Kulturstrategie 2020/2030 „Kultur als Standortfaktor“kann unter osnabrueck.de/kulturstrategie heruntergeladen werden.