Neue Osnabrucker Zeitung - Wallenhorst
Brief an den Bürgermeister
So kämpft die siebenjährige Mia aus Wissingen für einen sicheren Schulweg
BISSENDORF Die siebenjährige Mia möchte gern allein zur Schule gehen können. Die kurze Ampelschaltung an der Mindener Straße in Wissingen und rücksichtslose Autofahrer machen den Fußweg allerdings viel zu gefährlich für die Schülerin und ihre Freunde. Jetzt tut sich was, weil Mia an den Bürgermeister geschrieben hat.
Die Mindener Straße ist viel befahren. Und selbst wenn die Geschwindigkeit im Ortsbereich Wissingen auf 50 km/h beschränkt ist, ist die Landesstraße 90 für Schüler auf dem Weg zur Grundschule oder zum Sportplatz ein gefährliches Hindernis. Das Land Niedersachsen hatte die Gefahr bereits vor einiger Zeit erkannt und versucht, die Stelle mit einer Bedarfsampel zu entschärfen. In der Praxis stellt diese aber ebenfalls ein Problem dar: Die Schaltzeiten passen nicht zum Bedarf.
Auf das Problem aufmerksam wurde die Gemeinde durch Mia Laumann. Die Siebenjährige hatte sich mit einem bunten Brief an Bürgermeister Guido Halfter gewandt und um Hilfe gebeten. Der Schulweg sei zu gefährlich, und ihre Eltern würden sie nicht allein zur Schule gehen lassen. Das aber wolle sie unbedingt: „Ich habe nämlich extra im Kindergarten einen Fußgängerführerschein gemacht“, hatte Mia ihrer Mutter diktiert.
Bei einem gemeinsamen Vor-Ort-Termin machten sich Halfter und Ortsvorsteher Volker Klausing nun gemeinsam mit Mia und anderen
Die Ampelanlage an der Mindener Straße soll den Kindern den Schulweg erleichtern. Die Schaltung jedoch muss angepasst werden.
Anwohnern ein Bild von der Situation. Ein Test zeigte: Was Mia geschrieben hatte, stimmt.
Begonnen habe das Problem mit der Umrüstung der Ampel auf LED-Technologie, berichtete Mias Mutter Lea Laumann. Dabei sei auch der Schaltrhythmus verändert worden, die Grünzeit für die Fußgänger deutlich kürzer geworden. Hinzu komme, dass die Schüler gerade bei den aus Richtung Wissingen kommenden Fahrzeugen besonders viel Angst bekämen: „Wenn die Gelb sehen, geben die noch mal richtig Gas, um schnell noch durchzukommen“, erklärt Laumann. Oft genug reiche der Sprint allerdings nicht aus, die Autos führen bei Rot durch.
Das allerdings ist bei der bestehenden Ampelschaltung besonders heikel, denn die Fußgängerampel springt fast unmittelbar nach der
Rotschaltung für Autofahrer auf Grün. Wenn die Kinder dann schnell loslaufen, wird es eng. Doch schnell müssen die Kinder sein, da die Ampelphase für die Fußgänger nur wenige Sekunden andauert. Für Nachzügler oder bei größeren Kindergruppen reicht die Zeit meist nicht. „Außerdem nutzen ja auch ältere Menschen die Ampel, die nicht mehr gut zu Fuß sind“, merkt Laumann an.
Kein Risikopunkt
Im Zweifel sollten die Eltern, wenn sie eine solche Situation beobachten, bei der Polizei Anzeige erstatten, rät Ortsvorsteher Klausing. Zur Not auch gegen unbekannt, wenn man sich das Kennzeichen nicht merken konnte. Zwar sei eine Strafe für den Übeltäter äußerst unwahrscheinlich, die Örtlichkeit tauche auf diese Weise aber auf dem Radar der Ord
nungshüter auf, so der Polizeibeamte im Ruhestand. Bislang sei die Stelle nämlich nicht als Risikopunkt bekannt. Dabei sieht man entlang der Mindener Straße durchaus, dass hier schnell gefahren wird: Viele Markierungspfeiler sind umgefahren und kaputt – auch im Bereich der Ampelanlage.
Lösungsideen gibt es einige. Ganz wichtig dürfte sein, dass sowohl die Grünzeit der Fußgänger als auch die Zeit zwischen dem Rotlicht für Autofahrer und dem Grün für Fußgänger verlängert werden. Außerdem schlagen die Anwohner eine bessere Kennzeichnung der Ampel insbesondere für die von Osnabrück kommenden Fahrzeuge vor. Ein Vorschlag: Die Haltelinie könnte bis vor die Einmündung der Rosenstraße verlegt werden. Auch deutliche Markierungen
und Hinweise auf der Fahrbahn können sich die Wissinger vorstellen. Alles, was die Situation entschärfe, sei
Mit einem Bild und einem Brief an Bürgermeister Guido Halfter, den sie ihrer Mutter diktiert hatte, hat Mia Laumann auf die Situation in Wissingen aufmerksam gemacht.
Fotos: Robert Schäfer
ihnen recht, bekräftigen die Anwohner.
„Wir von der Gemeinde können das leider nicht direkt veranlassen“, bedauert Halfter. Für die Landstraße 90 sei die Landesbehörde zuständig. Dort habe man das Problem bereits gemeldet. Eine erste Verlängerung der Ampelschaltung, die bereits vor einiger Zeit installiert worden war, sei aber bei Weitem noch nicht ausreichend, stellt auch Klausing klar. Im Moment überlege man verschiedene Lösungen, um die Schüler möglichst kurzfristig zu schützen. So wollen die Anwohner ihre Kinder mit speziell geschulten Begleitern oder einem Walking-BusKonzept zur Schule schicken. Allein, wie sie es so gerne möchte, wird Mia aber vermutlich noch einige Zeit nicht über die Mindener Straße gehen.