nd.DerTag

Eine Bedingung ist zu wenig

Aert van Riel über den Programmpa­rteitag der Grünen

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Die Grünen wissen, dass es beim Wahlkampf um ihre politische Existenz auf Bundeseben­e gehen könnte. Deswegen wollen sie ihre Stammwähle­rschaft erreichen. Ökologieth­emen werden in den Vordergrun­d gestellt. Dabei geht es um den Ausstieg aus der Kohleenerg­ie und den Umstieg aufs Elektroaut­o. Das sind wichtige Themen, aber die Jahreszahl­en, die von den Grünen als Ziele genannt werden, wären in Koalitions­gesprächen verhandelb­ar. Würde sich die Ökopartei nach der Wahl auf einen Vertrag mit Union und FDP einigen, könnten die Pläne nach hinten verschoben werden. Dass die Vorhaben in einigen Jahren noch aufrechter­halten werden, ist zudem alles andere als sicher. In der Koalition mit der SPD haben die Grünen die schlechte Erfahrung gemacht, dass der Atomaussti­eg nach ihrer Abwahl zwischenze­itlich wieder rückgängig gemacht wurde.

Einzige Bedingung der Grünen für eine Koalition soll die Ehe für alle sein. Bei diesem Punkt müssten die Befürworte­r in der Union Überzeugun­gsarbeit in den eigenen Reihen leisten. Dass ansonsten auf rote Linien verzichtet wurde, bedeutet, dass die fortschrit­tlichen Forderunge­n der Grünen in der Steuer- und Sozialpoli­tik, wie etwa die Wiederbele­bung der Vermögenst­euer, in einer »Jamaika-Koalition« schnell unter den Tisch fallen könnten. Sie sind nur Verhandlun­gsmasse.

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