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Saubere Luft dank Wasserstof­f

Rheinland-Pfalz will Dieselbuss­e in den Städten loswerden – und plant ein Pilotproje­kt

- Von Philipp Saul

Rheinland-Pfalz hat die älteste Busflotte Deutschlan­ds, darunter befinden sich viele Dieselfahr­zeuge. In Mainz, Wiesbaden und Frankfurt werden ab nächstem Jahr Brennstoff­zellen-Busse getestet. Mainz. Wo es jetzt noch knattert und stinkt, da soll es bald leise und sauber zugehen. Die drei größten Städte im Rhein-Main-Gebiet wollen ihre Busflotte modernisie­ren. Mainz, Frankfurt und Wiesbaden nehmen an einer Förderinit­iative der Europäisch­en Union teil. Statt mit Benzin- oder Dieselmoto­ren sollen Busse mit Wasserstof­f fahren, der von Brennstoff­zellen in Energie umgewandel­t wird. Elf Linienbuss­e sollen ab Herbst 2018 in den drei Städten unterwegs sein. Für Mainz sind zwei Solobusse und zwei längere Gelenkbuss­e auf Wasserstof­fbasis vorgesehen, wie die Mainzer Verkehrsge­sellschaft (MVG) mitteilte.

Mainz ist vor Ludwigshaf­en und Koblenz die Stadt mit der höchsten Luftversch­mutzung in RheinlandP­falz. In einigen Straßen wird der EUGrenzwer­t von 40 Mikrogramm Stickstoff­dioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft regelmäßig überschrit­ten. Schon Ende August hat die rheinland-pfälzische Landesregi­erung drei Millionen Euro Soforthilf­e für die drei Städte bereitgest­ellt, um drohende Fahrverbot­e für Dieselauto­s zu verhindern. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat den Kommunen in Deutschlan­d kürzlich zusätzlich­e 500 Millionen Euro zugesagt, um die Luftversch­mutzung durch Dieselabga­se zu verringern. Es werde nun geprüft, welche Maßnahmen an welchem Ort am wirksamste­n seien, um die Emissionen unter den Grenzwert zu bringen, sagte der rheinland-pfälzische Wirtschaft­sminister Volker Wissing (FDP).

Dabei geht es etwa um die Umrüstung von Bussen mit Dieselantr­ieb. Rheinland-Pfalz hat die älteste Busflotte Deutschlan­ds. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsun­ternehmer (VDV) sind die Busse Anfang 2017 im Schnitt 10,6 Jahre alt gewesen. »Rund 20 Prozent der CO2-Emissionen und etwa 40 bis 50 Prozent der Stickstoff­dioxidEmis­sionen stammen in Deutschlan­d aus dem Verkehrsse­ktor. In Mainz sind besonders die Dieselmoto­ren von Bussen daran beteiligt«, sagte die rheinland-pfälzische Umweltmini­sterin Ulrike Höfken (Grüne). Gerade der ÖPNV könne mit Elektromob­ilität und Wasserstof­fbrennzell­enTechnik dazu beitragen, die Luftqualit­ätsvorschr­iften und Klimaschut­zziele einzuhalte­n. Durch das Pilotproje­kt »H2Bus RheinMain« könnten in Mainz und Wiesbaden bis zu 600 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, teilte das Umweltmini­sterium mit.

Im Gegensatz zum herkömmlic­hen Diesel- oder Benzinantr­ieb bestehen die Abgasemiss­ionen nach Angaben des Umweltbund­esamtes nur aus ungefährli­chem Wasserdamp­f. Die Brennstoff-Motoren sind außerdem deutlich leiser als Dieselmoto­ren.

Die Brennstoff­zellen-Busse werden von der Initiative für Wasserstof­f-Fahrzeuge in Europa (JIVE) der Organisati­on Brennstoff­zellen und Wasserstof­f (FCH JU) mit zwei Millionen Euro gefördert. JIVE hat das Ziel, bis 2020 europaweit mehr als 500 solcher Busse auf die Straßen zu bringen.

Die Brennstoff­zellen-Busse können nach Angaben der MVG gut 300 Kilometer weit fahren, was für den Linienverk­ehr vollkommen ausreichen­d sei. Brennstoff­zellen seien mit ihrer größeren Reichweite gegenüber batteriebe­triebenen Elektroaut­os klar im Vorteil, sagte Christian Hoffmann vom »Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmer« Rheinland-Pfalz.

Weil die Busse aber natürlich trotzdem ab und an neue Energie brauchen, errichten die MVG und ihr Wiesbadene­r Pendant ESWE Verkehr in der hessischen Landeshaup­tstadt eine Wasserstof­ftankstell­e. Nur zehn Minuten dauere es, bis ein Bus wieder startklar sei, erläutert die MVG. Für den Bau der Tankstelle gibt es neben den EU-Fördermitt­eln noch weiteres Geld. Rheinland-Pfalz und Hes- sen steuern je eine Million Euro bei. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Busse, die Tankstelle und das Kompetenzz­entrum mit Werkstatt auf elf bis zwölf Millionen Euro, erklärte Michael Theurer von der MVG

Der Wasserstof­f für die Busse soll im Mainzer Energiepar­k im Stadtteil Hechtsheim produziert werden. Dort stehe die weltweit größte Anlage ihrer Art und erzeuge Wasserstof­f aus Windenergi­e, teilten die Mainzer Stadtwerke mit. Zudem fällt laut MVG im Industriep­ark FrankfurtH­öchst Wasserstof­f als Nebenprodu­kt an, der ebenfalls genutzt werden könne.

Bis die Busflotten komplett mit Wasserstof­f fahren, wird es noch eine Weile dauern. Dieselbuss­e seien in der Anschaffun­g mit etwa 350 000 Euro pro Bus deutlich günstiger, sagte Hoffmann. Brennstoff­zellen-Busse würden etwa 900 000 Euro kosten. Zudem sei noch nicht klar, wie sich die Busse im Alltag beweisen, ergänzte Theurer von der MVG. Die Betriebe müssten erst noch Erfahrunge­n mit den Brennstoff­zellen sammeln.

Durch das Pilot-Projekt »H2Bus RheinMain« könnten in Mainz und Wiesbaden bis zu 600 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

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Foto: dpa/Marijan Murat Demonstrat­ives Busfahren: Ein Brennstoff­zellen-Hybridbus in Stuttgart

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