nd.DerTag

EU droht Venezuela mit Sanktionen

- Martin Ling über doppelte Standards in Brüssel

Sie kann es doch, die Europäisch­e Union: Einmischun­g in innere Angelegenh­eiten. Auch wenn die Fälle im Detail gänzlich anders gelagert sind: Während die EU im Katalonien-Konflikt sich nicht mal offensiv als Vermittler anbietet, wird im Falle Venezuela präventiv mit einem weiteren Drehen an der Sanktionss­chraube gedroht. Ein Wink mit dem Zaunpfahl vor den Regionalwa­hlen am 15. Oktober, bei denen große Teile der Opposition antreten werden, weil sie der Partei des Präsidente­n Nicolás Maduro nicht kampflos alle Posten überlassen wollen.

Mit dem Verweis auf die EU-Charta, die Einmischun­g in innere Angelegenh­eiten von EU-Staaten nicht erlaubt, gibt die EU-Kommission in Spanien der Regierung von Mariano Rajoy freie Hand zur Ausübung von staatliche­r Zwangsgewa­lt. In Missachtun­g der UN-Charta, die insbesonde­re bei Wahlvorgän­gen die Beachtung der Grundsätze der nationalen Souveränit­ät und der Nichteinmi­schung in die inneren Angelegenh­eiten fordert, werden im Falle Venezuela Sanktionen quasi auf Vorrat beschlosse­n. Ein besonderes Kuriosum: Es ist ausgerechn­et die spanische Rechtsregi­erung, die auf einen härteren EU-Kurs gegenüber Venezuela drängt. Noch wird der Konflikt in Venezuela mit deutlich härteren Bandagen geführt als der in Katalonien. Die dort passive EU tut einiges dafür, dass sich das ändert.

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