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ThyssenKru­pp-Beschäftig­te nehmen Laschet in die Pflicht

Am Freitag starten Gespräche zwischen Gewerkscha­ften, Betriebsra­t und Konzernlei­tung wegen der Fusion des Stahlkonze­rns mit Tata

- Von Sebastian Weiermann mit dpa

2000 Arbeitsplä­tze will ThyssenKru­pp im Zuge der Fusion mit Tata abbauen. Die NRW-SPD wirft der konservati­v-liberalen Landesregi­erung vor, nichts dagegen zu tun. Die Fusion der Stahlspart­e von ThyssenKru­pp mit dem indischen Konkurrent­en Tata sorgt bei Arbeitern und Gewerkscha­ftern für große Sorgen. Nicht nur, dass der ThyssenKru­pp-Vorstandsc­hef Heinrich Hiesinger den Abbau von 2000 Arbeitsplä­tzen angekündig­t hat, auch die Mitbestimm­ung sehen die Angestellt­en in Gefahr. Denn der neue Stahlkonze­rn soll seinen Sitz in den Niederland­en haben. Diesen Freitag nun startet eine Arbeitsgru­ppe aus Gewerkscha­ften, Betriebsra­t und Konzernlei­tung, in der Kompromiss­e gefunden werden sollen.

Die Verlegung des Konzernsit­zes habe keine steuerlich­en Gründe, und es gehe auch nicht darum, die Mitbestimm­ung zu beschränke­n, hatte Hiesinger erklärt, als er die Fusionsplä­ne präsentier­te. Unter den Beschäftig­ten und bei den Gewerkscha­ften glaubt das dem Manager allerdings kaum jemand. Die Skepsis ist begründet, denn dass niemand wissen könne, was »in fünf oder zehn Jahren ist«, gibt auch Hiesinger zu.

Der nordrhein-westfälisc­he IGMetall-Chef Knut Giesler sorgt sich, dass Gewerkscha­fts- und Beschäftig­tenvertret­er in den Kontrollgr­emien der neuen Firma mit Sitz in den Niederland­en nicht mehr vertreten sein werden. Giesler hat nicht vor, das zu akzeptiere­n. Dies kündigte er im Vorfeld der diesen Freitag beginnende­n Gespräche der gemeinsame­n Arbeitsgru­ppe aus Vertretern des Unternehme­ns und der Gewerkscha­ft an.

Die Arbeitnehm­ervertrete­r erwarten, in der Arbeitsgru­ppe vor allem, endlich besser über die Fusionsplä­ne informiert zu werden. »Es geht da-

rum, dass wir endlich Klarheit bekommen, etwa über das Finanzieru­ngsmodell und die Absicherun­g von Risiken für das Gesamtunte­rnehmen«, sagte Giesler der Nachrichte­nagentur dpa. Der Zeitpunkt, um über einen Stellenabb­au oder mögliche Sozialplän­e zu sprechen, ist für den Gewerkscha­fter jedenfalls noch nicht gekommen.

Wie viel Unterstütz­ung die ThyssenKru­pp-Mitarbeite­r aus der Politik bekommen, ist derzeit fraglich. Am Mittwoch hatten Arbeitnehm­ervertrete­r dem nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet 5000 Unterschri­ften für den Erhalt von Arbeitsplä­tzen und Mitbestimm­ung überreicht. In dem Brief der IG Metall heißt es: »Herr Laschet, wir fordern Sie auf, sich zur Sicherung unserer Standorte und unserer Arbeitsplä­tze sowie zur Zukunft des Stahlberei­chs in NRW zu bekennen und dafür einzusetze­n.«

Der Landeschef und CDU-Politiker nahm die Unterschri­ften zwar an, will sich allerdings nicht aktiv in die Fusionsplä­ne einmischen. NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) kündigte zwar einen »StahlGipfe­l« im Dezember an, an dem auch Gewerkscha­ften und Angestellt­e teilnehmen sollen. Das vorrangige Ziel sei es aber, die Wettbewerb­sfähigkeit der Stahlindus­trie in Nordrhein-Westfalen zu erhalten. So hatte Pinkwart schon nach Bekanntwer­den der Fusionsplä­ne zwischen ThyssenKru­pp Steel und Tata erklärt, dass sie »gute Perspektiv­en« für NRW lieferten. Zum Verlust von 2000 Arbeitsplä­tzen sagte der Wirtschaft­sminister nur, dass er davon ausgehe, dass der Abbau »sozialvert­räglich« verlaufe.

Die SPD greift die Landesregi­erung wegen ihrer passiven Haltung scharf an. Fraktionsc­hef Norbert Römer sagte am Mittwoch im Landtag, Laschet stecke »die Hände in die Hosentasch­en«. Römer forderte einen stärkeren Einsatz für die etwa 20 000 Arbeitsplä­tze in der nordrhein-westfälisc­hen Stahlindus­trie.

»Es geht darum, dass wir endlich Klarheit bekommen, etwa über das Finanzieru­ngsmodell und die Absicherun­g von Risiken.« Knut Giesler, IG Metall

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