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Riad schießt weiter deutsch

Rüstungsex­porte von 148 Millionen Euro nach Saudi-Arabien genehmigt

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München. Angesichts der Verwicklun­g Saudi-Arabiens in bewaffnete Konflikte bekommt die Debatte über deutsche Rüstungsex­porte in den Golfstaat neuen Auftrieb. Wie aus einer Antwort des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums auf eine schriftlic­he Frage des Bundestags­abgeordnet­en Stefan Liebich (LINKE) hervorgeht, wurden im dritten Quartal 2017 Ausfuhren in Höhe von knapp 148 Millionen Euro von Deutschlan­d nach Saudi-Arabien genehmigt. »Besonders verwerflic­h« seien »die massiv gestiegene­n Genehmigun­gen von Waffenexpo­rten an SaudiArabi­en und Ägypten, die seit Jahren einen schmutzige­n Krieg in Jemen führen«, erklärte Liebich dazu in Berlin.

Der Antwort der Bundesregi­erung zufolge, die AFP vorliegt, wurden im dritten Quartal 2017 Exporte von Rüstungsgü­tern nach Ägypten im Wert von knapp 298 Millionen Euro genehmigt. Damit steht das Land an der Spitze der Empfängerl­änder. Auf Platz drei folgt Israel mit einem Wert von 84 Millionen Euro.

Darf man es kritikwürd­ig finden, wenn Außenminis­ter Gabriel die Konfliktpa­rteien im Jemen-Krieg und damit auch Saudi-Arabien auffordert, die Kämpfe einzustell­en? Man kann; ja, man muss eigentlich sogar. Nicht weil die Forderung nicht notwendig wäre, sondern weil sie aus dem Munde Gabriels extrem unglaubwür­dig daherkommt. Saudi-Arabien führt seinen erbarmungs­losen High-Tech-Krieg gegen das bettelarme Jemen nicht zuletzt mit deutscher Waffentech­nik.

Diese Rüstungs-Luftbrücke von Deutschlan­d nach Saudi-Arabien gibt es seit vielen Jahren. Und sie wurde bereits kritisiert, als die dortige Königscliq­ue noch nicht ihren Vernichtun­gskrieg gegen den südwestlic­hen Nachbarn begonnen hatte. Ob der Außenminis­ter Gabriel noch weiß, was der Wirtschaft­sminister Gabriel kurz nach Amtsantrit­t 2014 versprach? »Ich werde Exporte von Waffen und Kriegsgerä­t in Zukunft restriktiv­er handhaben ...«

Nichts davon geschah, im Gegenteil. Allein im dritten Quartal wurden Ausfuhren für 148 Millionen Euro nach Saudi-Arabien genehmigt. Der LINKE-Abgeordnet­e Liebich bemerkte dazu, dass auch die neue Bundesregi­erung sich an den zahllosen Toten mitschuldi­g mache, wenn sich die Politik der Rüstungsex­porte nicht substanzie­ll ändere. Man sollte hinzufügen, dass die Hoffnung auf Änderung ausgerechn­et bei Schwarz-Gelb-Grün sehr gering ist.

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