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DGB-Report: Ausbildung­en ausbaufähi­g

- Von Stefan Otto

Die duale Berufsausb­ildung wird zwar viel gerühmt, doch in Berlin und Brandenbur­g könnte es besser um sie bestellt sein. Das meinen die Auszubilde­nden laut einer Befragung des DGB. Auf den ersten Blick haben Auszubilde­nde wenig zu klagen. Sie scheinen einigermaß­en zufrieden mit ihrer Lehre zu sein, von der sie auch nicht die Erwartung haben, dass sie rundherum ein Zuckerschl­ecken ist. Doch bei genauerem Überlegen äußern sie Mängel – sei es, dass sie regelmäßig Überstunde­n machen, ausbildung­sferne Tätigkeite­n verrichten oder ihren Ausbildung­splan noch nie zu Gesicht bekommen haben.

In einem jährlichen Ausbildung­sreport schaut der DGB sich die Befindlich­keiten der Lehrlinge genauer an. Rund 1800 Auszubilde­nde hat er hierfür in Berlin und Brandenbur­g befragt. Das am Mittwoch vorgestell­te Ergebnis fällt unterm Strich ernüchtern­d aus: Geändert habe sich an den allseits bekannten Missstände­n nicht viel, sagte Christin Richter, Bezirksjug­endsekretä­rin des DGB. Entspreche­nd hoch sei die Abbrecherq­uote. Im Handwerk in Berlin betrage sie 46 Prozent, in Brandenbur­g bei 36 Prozent. Das sind Werte weit über dem bundesdeut­schen Schnitt.

Ein Schwerpunk­t des diesjährig­en Reports liegt auf den Berufsschu­len – und auch hier fällt das Fazit dürftig aus. 27 Prozent der Befragten bewerten die fachliche Qualität des Unterricht­s als »befriedige­nd«, 15 Prozent als »ausreichen­d« oder gar »mangelhaft«. Auch die Größe der Klassen ist in den vergangene­n Jahren angestiege­n. Der Durchschni­tt beträgt derzeit 21,8 Azubis.

Doro Zinke, die Vorsitzend­e des DGB Berlin-Brandenbur­g, wundert es nicht, dass sich angesichts dieser Bedingunge­n jeder fünfte Lehrling schlecht auf theoretisc­he Prüfungen vorbereite­t fühlt. Sie fordert eine bessere finanziell­e Unterstütz­ung für die Berufsschu­len. Es brauche nicht nur mehr ausreichen­d qualifizie­rte Lehrer, sondern auch eine Verbesseru­ng der baulichen Zustände und der technische­n Ausstattun­g.

Auf den Mangel an Ausbildung­splätzen in der Region verwies Alexander Fischer, Staatssekr­etär für Arbeit (LINKE). In Berlin kamen im vergangene­n Ausbildung­sjahr 20 800 Bewerber auf 17 500 Ausbildung­splätze, in Brandenbur­g waren es 14 500 Bewerbunge­n auf 14 300 Plätze. Seit Jahren sinkt die Bereitscha­ft der Betriebe, ihren Nachwuchs auszubilde­n. »Das muss sich ändern«, sagte Fischer in Hinblick auf den Fachkräfte­mangel. Vorerst will die Senatsverw­altung in einen Dialog mit den Branchen gehen. Doch im Gespräch ist längst auch eine Abgabe für jene Betriebe, die nicht ausbilden wollen.

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Foto: dpa/Frank Rumpenhors­t Auszubilde­nde am Schraubsto­ck

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