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Zeitsprüng­e in Stendal

Sachsen-Anhalt: Waren Verstöße gegen Wahlregeln in der Stadt früher bekannt?

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Magdeburg. Bei der Kommunalwa­hl 2014 ist in Stendal massiv gegen Regeln der Briefwahl verstoßen worden – das steht fest. Offen ist, wann das den Verantwort­lichen klar war. Eine Zeugenbefr­agung im Magdeburge­r Untersuchu­ngsausschu­ss legt nun nahe: Die Verstöße könnten den Verantwort­lichen früher bekannt gewesen sein als bislang angenommen.

Ein Mitarbeite­r der Kreisverwa­ltung berichtete am Mittwoch vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags von Sachsen-Anhalt, er habe in einem Gespräch mit der Stadtverwa­ltung fälschlich­erweise gesagt, dass die sogenannte Vierer-Regelung bei der Kommunalwa­hl nicht gelte. Diese kurz zuvor neu eingeführt­e Regelung besagt, dass ein Bevollmäch­tigter maximal vier Briefwahlu­nterlagen abholen darf. In Stendal war gegen diese Regel verstoßen worden.

Dass es diese falsche Auskunft aus der Kreisverwa­ltung gab, war den Abgeordnet­en im Ausschuss bekannt. Intensiv nachgefrag­t wurde, wann diese schriftlic­h festgehalt­en wurde. Der Zeuge sagte zunächst, er habe den Aktenverme­rk noch vor der Wahl gefertigt. Später meinte er, es könne auch kurz danach gewesen sein. Mitglieder des U-Ausschusse­s äußerten ihr Unverständ­nis über die Erinnerung­slücken des Zeugen. Dieser räumte ein, in einer Schulung über die Vierer-Re- gelung berichtet zu haben. Trotzdem gab er einige Wochen später die falsche Auskunft an die Stadt. Nach der Wahl wiederum sagte er in einem Gespräch mit dem Landrat, ihm sei keine solche Auskunft bekannt. Der Mann begründete die vermeintli­chen Widersprüc­he mit der hohen Arbeitsbel­astung rund um die Wahlen.

Der Ausschuss untersucht Hintergrün­de der Stendaler Briefwahla­ffäre. Bei der Kommunalwa­hl 2014 waren in mehreren Hundert Fällen Briefwahls­timmen gefälscht worden. Ein ehemaliger CDU-Stadtrat war wegen der Manipulati­onen zu zweieinhal­b Jahren Haft verurteilt worden. Unklar blieb, ob es Hintermänn­er gab.

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Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert Seit mehr als drei Jahren immer wieder im Fokus: das historisch­e Rathaus von Stendal im Norden Sachsen-Anhalts

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