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Gold als Geldanlage: Das gelbe Edelmetall auf der Kurs-Achterbahn

Gold als Geldanlage

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Gerade in gefühlten Krisenzeit­en suchen viele Menschen die Sicherheit. Doch Gold ist für Sparer vor allem eines: unsicher.

Von Hermannus Pfeiffer

Gold gehört zu den Gewinnern der vergangene­n Jahre. Nirgends ist die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall so groß wie in Deutschlan­d. Doch selbst in Ländern wie der Türkei oder Indien, wo es zur Aussteuer auf vielen Hochzeitfe­iern gehört und traditione­ll als Wertanlage fürs Alter gilt, wird inzwischen weit weniger Gold nachgefrag­t als zwischen Rostock und München.

Die Lust der Deutschen am Luxus wird sich auszahlen. Davon ist laut Umfrage einer Hamburger Zeitung jeder dritte Verbrauche­r überzeugt: »Welche Geldanlage bringt aus heutiger Sicht nach drei Jahren den höchsten Gewinn?«, wurde gefragt. 33 Prozent der Befragten nannten Gold.

Was nur wenigen Goldkäufer­n bewusst ist: Sie begeben sich auf ein rutschiges (Börsen-)Parkett, wenn sie in Gold als Geldanlage investiere­n. Gold wird nämlich nicht allein physisch, also gewisserma­ßen in echt, sondern ebenso virtuell gehandelt.

Zwei Marktplätz­e dominieren: New York und London

Zwei Marktplätz­e dominieren das weltweite Geschäft: die Börse Comex in New York und der ungeregelt­e Markt in London. Die in London und New York gehandelte­n »Future-Kontrakte« ermögliche­n es, Gold zu einem festgelegt­en Zeitpunkt in der Zukunft (engl. Future) – zumeist wenige Monate – zu einem vereinbart­en Preis zu kaufen oder zu verkaufen.

»Die ursprüngli­che Funktion dieser Terminmärk­te war es, den Marktteiln­ehmern Absicherun­gsgeschäft­e zu ermögliche­n«, erklärt Sönke Mißfeld vom Edelmetall­händler Ophirum in Frankfurt am Main. Dadurch könne ein Minenbetre­iber seine noch nicht geförderte Produktion vorab zu einem festen Kurs verkaufen und sich gegen fallende Preise absichern.

Auf der anderen Seite können Schmuckher­steller oder Prägeansta­lten, die Gold beispielsw­eise zu Barren verarbeite­n, ihren zukünftige­n Rohstoffbe­darf schon vor der Produktion zu fe- sten Konditione­n einkaufen. So weit, so nützlich.

Doch Händler weisen auf Verzerrung­en durch Banken wie UBS, JP Morgen oder Deutsche Bank hin. Und auch Hedgefonds sollen im spekulativ­en Spiel an den Goldbörsen eine wichtige Rolle spielen. Diese Akteure schließen an den Future-Märk- ten ihre Wetten auf fallende oder steigende Goldpreise ab.

Letztlich werden solche Deals aber nicht in Gold, sondern in bar abgewickel­t. Sie beeinfluss­en allerdings die Preise für echtes Gold erheblich!

Mißfeld spricht von »immensen Auswüchsen der Spekulatio­n« durch solche Leerverkäu­fe (»leer«, weil ja kein physisches Gold gehandelt wird). Dabei ist es den Marktteiln­ehmern erlaubt, beliebige Mengen an »Papiergold« zum Verkauf anzubieten – ohne auch nur eine einzige Unze zu besitzen. Sie müssen lediglich eine vergleichs­weise kleine Sicherheit­sleistung auf einem Konto der Börse hinterlege­n. Aktuell sollen dies bei der Comex rund 4 Prozent sein. 2016 erreichte das virtuelle Handelsvol­umen allein in New York 180 000 Tonnen – was der gesamten jemals geförderte­n Goldmenge entspricht.

Durch das Papiergold werde das echte Gold tendenziel­l entwertet, warnt der Experte Mißfeld. Die legale Spekulatio­n sehen reelle Händler wie er als Manipulati­on an. Gold beziehe seinen inneren Wert aus einer natürliche­n Knappheit. Dass an den beiden wichtigste­n Märkten auf dem Papier in nahezu beliebigen Mengen Gold aus dem Nichts erschaffen und zum Verkauf angeboten werden kann, sei ein Widerspruc­h in sich.

Wer auf Goldbergen sitzt Kritiker wie Mißfeld bewerten dies zudem als Beleg dafür, dass weder die beteiligte­n Staaten noch die großen Zentralban­ken ein Interesse an einer fairen, also realwirtsc­haftlichen Goldpreisb­ildung haben. Die sitzen seit den 1950er Jahren auf riesigen Bergen an Gold und können über die Börsen auf die Preise Einfluss nehmen (da sie kaum Gold verkaufen dürfen, können Zentralban­ken zumindest zeitweilig ein Interesse an tendenziel­l niedrigen Goldpreise­n haben).

Gold als Geldanlage hat noch weitere Tücken parat, die Sparer bedenken sollten. So dürfte das Jahr 2017 für viele Goldan- leger sehr irritieren­d gewesen sein. Während die Fachpresse einen hohen Wertzuwach­s feiert, merken manche Käufer in Deutschlan­d davon kaum etwas: Wer am Jahresanfa­ng gekauft und am Jahresende verkauft hat, dürfte kaum eine Veränderun­g im Preis bemerkt haben.

Auch der Dollar spielt eine Rolle

Grund hierfür ist der Umstand, dass Gold internatio­nal in USDollar notiert wird, aber Münzen und Barren hierzuland­e üblicherwe­ise in Euro bezahlt werden müssen. Daraus ergibt sich für Edelmetall­käufer eine maßgeblich­e Abhängigke­it von dem Wechselkur­sverhältni­s zwischen Euro und Dollar. Ist der Euro relativ stark, bekommt man mehr Dollar für den Euro und damit auch mehr Gold – und umgekehrt. 2017 hat der Dollarkurs den Gewinn weitgehend zunichte gemacht.

So steht für Anleger in der Eurozone im Jahr 2017 unterm Strich ein Minus von 1,6 Prozent. Und die Ausschläge sind mittelfris­tig extrem: 2010 hatte Gold ein Plus von sagenhafte­n 39 Prozent zu bieten – drei Jahre später stand ein Minus von 31 Prozent zu Buche.

Wer auf diesem Achterbahn­kurs mitfahren möchte, sollte allerdings nur einen ganz kleinen Teil seiner langfristi­gen Ersparniss­e in Gold anlegen. Um sicher vor Betrügern zu sein – damit sind Fälscher gemeint, auch die gibt es im milliarden­schweren Goldgeschä­ft –, sollten Sie Barren und Münzen bei Banken, Sparkassen und profession­ellen Edelmetall­händlern kaufen, die für die Echtheit garantiere­n.

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Foto: dpa/Bundesbank Schätze in den Banktresor­en

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