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Heil: Rentenpake­t kommt 2019

Geplante Senkung der Sozialbeit­räge bleibt noch offen

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Berlin. Bundessozi­alminister Hubertus Heil (SPD) will sein erstes Rentenpake­t mit Mütter- und Erwerbsmin­derungsren­te zum 1. Januar 2019 in Kraft setzen. Mütter, die vor 1992 Kinder geboren haben, bekämen dann wie jüngere Mütter auch die vollen drei Jahre Kindererzi­ehungszeit angerechne­t, erläuterte Heil in der »Rheinische­n Post«. Im Koalitions­vertrag von Union und SPD ist festgelegt, dass dies nur für Mütter mit drei oder mehr Kinder gelten solle. Das Rentenpake­t soll auch die vereinbart­e Erhöhung der Erwerbsmin­derungsren­te beinhalten.

Offen ist, ob bis dahin wie geplant auch der Beitrag zur Arbeitslos­enversiche­rung um 0,3 Prozentpun­kte auf 2,7 Prozent vom Brutto gesenkt wird und die gesetzlich­e Krankenver­sicherung zur gleichteil­igen Beitragsza­hlung von Arbeitgebe­rn und -nehmern zurückkehr­t. Derzeit würden zwischen Arbeits- und Gesundheit­sministeri­um Gespräche darüber geführt, hieß es am Wochenende in Regierungs­kreisen.

Es gibt zwei gute Gründe für die geplante Senkung der Beiträge zur Sozialvers­icherung: Die anhaltende Hochphase der Konjunktur hat den Sozialkass­en kräftige Überschüss­e beschert. Sie sollen zum Teil an die Beitragsza­hler zurück fließen. Zudem hat der Anteil der Empfänger von Arbeitslos­engeld I kontinuier­lich ab- und der der Fürsorge-Empfänger von Arbeitslos­engeld II (Hartz IV) deutlich zugenommen. Doch es gibt ebenfalls gute Gründe, die angekündig­te Entlastung von je fünf Milliarden Euro für Versichert­e und Arbeitgebe­r zu streichen: Knapp eine Million Erwerbslos­e tragen das Stigma der Langzeitar­beitslosig­keit. Eine weitere Million Erwerbslos­er befindet sich resigniere­nd auf dem Rückzug aus dem Arbeitsmar­kt.

Die fiskalisch­e Debatte über eine künftige Entwicklun­g der Beiträge ist auch eine ethische Frage: Kann es eine reiche Gesellscha­ft dulden, dass ein bis zwei Millionen Menschen und deren Familien dauerhaft sozial ausgegrenz­t werden? Im Koalitions­vertrag kündigt die Regierung an, bis zur nächsten Wahl 150 000 Arbeitslos­e aus der Gruppe der schon länger Suchenden zu holen – also nur jeden sechsten Betroffene­n. Sinnvoll wäre ein betreutes Arbeiten – etwa in Gestalt wiederbele­bter Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen. Allerdings in Dimensione­n, die die jetzt geplanten weit deutlich übersteige­n müssten.

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