nd.DerTag

Hunderttau­sende gegen spanische Repression

Demonstrat­ionen im Baskenland und in Katalonien für die Freilassun­g politische­r Gefangener

- Von Ralf Streck, San Sebastián

Im katalanisc­hen Barcelona und im baskischen Pamplona haben Menschen auf Großdemons­trationen die Freilassun­g politische­r Gefangener gefordert. Sechs Monate ist es her, seit die Hatz auf katalanisc­he Aktivisten und Unabhängig­keitspolit­iker durch die Sonderrich­terin Carmen Lamela begonnen hat.

Es begann mit der Inhaftieru­ng von Jordi Sànchez und Jordi Cuixart – beide Vorsitzend­e von Kulturvere­inen, die sich für die Unabhängig­keit Katalonien­s einsetzen. Cuixart und der inzwischen in die Politik gewechselt­e Sànchez, dessen Wahl zum katalanisc­hen Präsidente­n gerade von der spanischen Justiz entgegen unverbindl­icher Auflagen des UNO-Menschenre­chtskomite­es zum zweiten Mal ausgehebel­t wurde, sind immer noch im Gefängnis. Praktisch die ganze ehemalige Regierung von Carles Puigdemont, der in Berlin im Exil auf einen Entscheid über das spanische Auslieferu­ngsbegehre­n wartet, wird verfolgt.

Am Sonntagnac­hmittag haben Hunderttau­sende Menschen in Barcelona für die Freilassun­g der politische­n Gefangenen demonstrie­rt. Mit fast 1000 Bussen waren sie in die katalanisc­he Hauptstadt gereist, um gegen die Repression und für die Katalanisc­he Republik zu demonstrie­ren. Da sich eine massive Beteiligun­g abgezeichn­et hat, mussten die Veranstalt­er den Versammlun­gsort verlegen. Aufgerufen hat die breite Plattform »Raum für Demokratie und Zusammenle­ben«, in der neben den großen katalanisc­hen Kulturvere­inen ANC und Òmnium Cultural auch die Sektionen der großen spanischen Gewerkscha­ften in Katalonien vertreten sind. »Für die Rechte und Freiheiten, für die Demokratie und Zusammenha­lt wollen wir euch zu Hause«, heißt es in Bezug auf die politische­n Gefangenen und Exilierten. Besonders richtet man sich auch gegen die Versuche, eine friedliche Bewegung nicht nur wegen Aufruhr und Rebellion zu kriminalis­ieren, sondern nun auch wegen »Terrorismu­s«. Anlass dafür waren die Blockaden von Straßen und Schienen durch die »Komitees zur Verteidigu­ng der Republik« (CDR). Die will das Ministeriu­m für Staatsanwa­ltschaft als Terror definieren. Dazu wurde das Strafrecht 2015 nach den Anschlägen in Frankreich eilig mit den Sozialdemo­kraten der PSOE geändert – angeblich gegen islamistis­chen Terror. Nach Ansicht des Sonderberi­chterstatt­ers der UNO für Menschenre­chte ist der Begriff »exzessiv« ausgelegt und dazu sei das Gesetz »sehr schwammig« formuliert.

Im Fall des CDR-Mitglieds Tamara Carrasco folgte der Ermittlung­srichter Diego de Egea zunächst der Einschätzu­ng der Regierung nicht und ließ sie wieder frei. De Egea handelte nicht wie seine Kollegin Lamela. Die ließ im Herbst 2016 baskische Jugendlich­e anklagen, deren Prozess am Montag beginnt. Wegen einer Körperverl­etzung will sie und die jungen Leute aus der Kleinstadt Altsasua wegen »Terrorismu­s« für bis zu 62 Jahre ins Gefängnis schicken. Da sich die Parallelen zu Katalonien aufdrängen, verfolgt man dort den ersten Versuch, ein Exempel über das neue Strafrecht zu statuieren, genau. Viele Katalanen haben sich am Samstag an einer Großdemons­tration in Iruña (Pamplona) beteiligt, auf der mehr als 50 000 Menschen ihre Solidaritä­t mit den Angeklagte­n und ihren Familien bekundet und »Gerechtigk­eit« gefordert haben. Die Stadt erlebte wohl die größte Demonstrat­ion ihrer Geschichte. Auch das Parlament und die Regionalre­gierung von Navarra hatten zum Protest aufgerufen.

Insgesamt 375 Haftjahre werden dafür gefordert, dass am frühen Morgen des 15. Oktobers 2016 in der Bar Koxka eine verbale Konfrontat­ion mit zwei paramilitä­rischen Guardia Civil (außer Dienst) und ihren Partnerinn­en zu einer Prügelei eskalierte. Der Offizier und der Unteroffiz­ier wurden dabei leicht verletzt. Nach Zeugenauss­agen hätten die Militärs den Streit provoziert, doch praktisch alle Zeugen der Verteidigu­ng wurden vom Sondergeri­cht abgelehnt. Die Verteidige­r sprechen deshalb von einer »absoluten Machtlosig­keit« und einer »offensicht­lichen Verletzung eines wirksamen Rechtsschu­tzes«. Sie befürchten wegen des Verhaltens des Gerichts, der Vorverurte­ilung durch spanische Medien und den »Rachegelüs­ten« das Schlimmste. Erstmals ist nun gerichtlic­h die Reform des Terrorismu­sbegriffs festgezurr­t werden, mit unabsehbar­en Folgen. Schließlic­h wurden sogar schon Puppenspie­ler wegen politische­r Darbietung­en zeitweise inhaftiert. Praktisch jeder Protest oder Streik könnte bald als Terror in Spanien abgeurteil­t werden. Ein Ende der Konfrontat­ion zwischen Spaniens Justiz und den aufbegehre­nden Basken und Katalanen ist nicht in Sicht.

Mit fast 1000 Bussen waren Demonstran­ten in die katalanisc­he Hauptstadt Barcelona gereist, um gegen die Repression und für die Katalanisc­he Republik zu demonstrie­ren.

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