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Townsville ist wieder sicher

In Gefangensc­haft gezüchtete Mücken machen dem Denguefieb­er in der australisc­hen Ostküstens­tadt den Garaus

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

In tropischen Ländern können Stechmücke­n das gefährlich­e Denguefieb­er übertragen. Australisc­hen Forschern ist es gelungen, die Tiere mit Artgenosse­n zu bekämpfen. Denguefieb­er ist eine Tropenkran­kheit, an die Mitteleuro­päer eher selten denken. Doch wer gern in subtropisc­he oder tropische Länder wie Thailand reist, muss sich durchaus mit dem gefährlich­en Virus auseinande­rsetzen. Übertragen wird die Krankheit durch Stechmücke­n. Eine erste Infektion ist meist kein großes Problem. Bei wiederholt­er Ansteckung kann die Krankheit tödlich enden. Infizierte Patienten klagen über hohes Fieber sowie starke Muskel-, Gelenkund Knochensch­merzen – ähnlich wie bei einer Grippeerkr­ankung. Bei einer zweiten oder dritten Übertragun­g können innere Blutungen auftreten. Insgesamt erkranken weltweit rund 390 Millionen Menschen jedes Jahr an Denguefieb­er. Bis zu 25 000 Menschen sterben jährlich daran.

Auch im tropischen Norden Australien­s kam es immer wieder zu Ausbrüchen der gefährlich­en Krankheit. Doch Forscher haben es zum ersten Mal geschafft, eine gesamte Stadt wieder »sicher« zu machen. Ihnen ist es gelungen, die Krankheit in Townsville an der Ostküste völlig auszumerze­n. Gelungen ist dies den Forschern dank spezieller Mücken, die sie mit dem natürlich vorkommend­en Bakterium Wolbachia geimpft haben, das die Übertragun­g des Virus hemmt. Die Mücken wurden zunächst in Gefangensc­haft gezüchtet und später in Townsville über vier Regenzeite­n hinweg freigelass­en. Der 190 000Einwohn­er-Ort unterstütz­te das Projekt – selbst Schulkinde­r ließen die gezüchtete­n Mücken frei.

Wie erwartet paarten sich die Tiere mit anderen Moskitos, auch mit Insekten, die Denguefieb­er übertragen hätten. Auf diese Weise verbreitet­en sich die Wolbachia-Bakterien in den Mückenpopu­lationen. Die Übertragun­g des Virus wurde eingedämmt und seit vier Jahren ist die Stadt nun völlig frei von Denguefieb­er.

Die Forscher der Monash-Universitä­t Melbourne glauben, dass auf ähnliche Art und Weise auch anderen von Moskitos übertragen­en Krankheite­n wie dem Zika-Virus oder Malaria Einhalt geboten werden kann. »Wir haben derzeit nichts, mit dem wir diese Krankheite­n verlangsam­en können – sie werden sogar noch schlimmer«, sagte Scott O’Neill, Direktor des World-Mosquito-Programms an der Universitä­t. Ihre Studie, die auf der von Bill Gates finanziert­en Seite »Gates Open Research« veröffentl­icht wurde, sei erstmals vielverspr­echend. Laut O’Neill gibt es keinen ökologisch­en Nachteil durch die Freisetzun­g der Wolbachia-tragenden Moskitos.

In Townsville habe man das Projekt schnell, kostengüns­tig und effektiv umsetzen können. In weiteren elf Ländern wird das Programm derzeit getestet. Als Nächstes will das Team versuchen, Denguefieb­er in der indonesisc­hen Stadt Yogyakarta mit knapp 400 000 Einwohnern auszurotte­n.

Derzeit ist das Denguefieb­er die häufigste Viruserkra­nkung, die von Stechmücke­n übertragen wird. Neben Nordaustra­lien und Südostasie­n kommt sie in anderen Teilen Asiens, in Süd- und Mittelamer­ika sowie Afrika vor. Vor allem Thailand verzeichne­t einen Anstieg von Infektione­n, sodass das deutsche Centrum für Reisemediz­in (CRM) Thailand-Urlauber vor der Krankheit gewarnt hat. Seit Jahresanfa­ng seien über 32 000 Infektione­n und 41 Todesfälle gemeldet worden, heißt es auf der Webseite des CRM. Besonders betroffen seien die Region um Bangkok und der Süden.

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