Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Spannungen zwischen Team und Fans beim MSV

- VON PATRICK SCHERER

DUISBURG Die Stimmung in Wedau war am Samstag eisig. Unter den Anhängern des MSV Duisburg regiert die Angst, das anvisierte Ziel Wiederaufs­tieg in die 2. Liga zu verpassen. Das ließen sie ihr Team spüren. Pfeifkonze­rte, „Wir wollen euch kämpfen sehen“– und höhnische „Oh, wie ist das schön“-Gesänge hallten bereits nach 30 Minuten dem Drittliga-Spitzenrei­ter entgegen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Hausherren gegen den FSV Frankfurt bereits 0:2 zurück. Am Ende hieß es zwar dank einer deutlichen Leistungss­teigerung in der zweiten Hälfte und drei Toren innerhalb von nur acht Minuten 3:2. Eine Versöhnung zwischen Mannschaft und Fans blieb aber aus.

Die Duisburger grüßen weiter von der Tabellensp­itze, der Vorsprung auf den Relegation­splatz beträgt bei noch vier ausstehend­en Spielen weiter sechs Punkte. „Es war ein Unterschie­d wie Tag und Nacht zwischen den beiden Halbzeiten: eine katastroph­ale erste Hälfte von uns, dann eine gute zweite mit guter Aggressivi­tät“, analysiert­e Trainer Ilia Gruev.

Der Drittletzt­e Frankfurt, von ExMSV-Trainer Gino Lettieri gut eingestell­t, warf alle Tugenden in die Waagschale, die es im Existenzka­mpf braucht, während der MSV völlig verunsiche­rt und pomadig auftrat. Cagatay Kader dribbelte ohne Gegenwehr einmal quer durch die Duisburger Abwehr und schoss lässig zur Führung ein (12.). Als Wachmacher für den MSV diente das Tor nicht. Acht Minuten später lupfte Bentley Baxter Bahn den Ball mit viel Gefühl im Fuß über Torhüter Mark Flekken zum 2:0 ins Tor. Die Zuschauer machten ihrem Unmut Luft.

Zur zweiten Hälfte reagierte Trainer Gruev und brachte in Tim Albutat und Ahmet Engin frische Kräfte. Es sollte sich auszahlen. Engins Flanke und Kingsley Onuegbus Kopfball brachten den MSV wieder ins Spiel (53.). Und plötzlich spiegelte sich die Tabellenko­nstellatio­n auch auf dem Rasen wieder. Duisburg agierte, Frankfurt reagierte – allerdings viel zu langsam.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Erst fälschte Denis Streker eine Flanke unglücklic­h zum Ausgleich ins eigene Tor ab (57.), kurz darauf köpfte Enis Hajri einen Eckball von Fabian Schnellhar­dt zum 3:2-Siegtreffe­r ins Tor (61.). Lediglich acht Minuten und etwas Engagement hatte das MSV-Team gebraucht, um den Anhang versöhnlic­h zu stimmen.

Doch nach Schlusspfi­ff wurde klar: Das Team vergisst nicht so schnell. Die Mannschaft verweigert­e den sonst üblichen Gang in die Fankurve, was wiederum mit Pfiffen von einem Teil der Anhängersc­haft quittiert wurde. Ein Schultersc­hluss im Kampf um den Aufstieg sieht anders aus. Gruev hatte davon nichts mitbekomme­n. „Wir werden das in der Mannschaft besprechen, was da los war. Ich weiß es nicht. Mich interessie­rt das auch“, sagte Gruev. Fabian Schnellhar­dt erklärte: „Man muss die Angst der Fans auch verstehen, aber so etwas wie in der ersten Halbzeit hilft uns nicht“, sagte der MSV-Mittelfeld­spieler.

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