Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Urban Gardening startet in die Saison

Gemüse, Obst, Blumen und Stauden – es wird wieder im öffentlich­en Raum gegärtnert. Am Samstagvor­mittag wurde gepflanzt.

- VON ELISABETH KELDENICH

NEUSS Nur die Harten kommen in den Garten – dieser Satz galt am Samstagvor­mittag nicht ganz, denn es hatten sich zahlreiche Naturfreun­de zum Start in die zweite Saison des „Urban Gardening“eingefunde­n. Dieses Gärtnern im öffentlich­en Raum, wie die Übersetzun­g am besten lautet, wird von der Initiative „Transition Town Neuss – nachhaltig leben“organisier­t und finanziert. Die Gruppe, zu der rund 30 Leute zählen, setzte am Samstag vorgezogen­e Pflänzchen auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtn­erei im Botanische­n Garten in Behälter und Erde ein.

Die kühle Witterung hielt niemanden vom begeistert­en Einsatz ab. „Vor ein paar Wochen haben wir Komposterd­e mit alter Erde gemischt und die Pflanzkübe­l damit gefüllt“, erklärt Birgit Leusch, eine der Koordinato­rinnen. „Bei einem Treffen im Februar wurde Saatgut an alle Interessie­rten verteilt, die es dann zu Hause vorzogen. Diese Pflänzchen dürfen jetzt wachsen“, sagt sie. Hinter den Pflänzchen verbergen sich mehr als 40 verschiede­ne Sorten Gemüse, Obst sowie „normale“Blumen und Stauden.

Während in den auf Paletten ruhenden Pflanzkübe­ln im Folientunn­el Tomaten, Fenchel, Paprika, Auberginen, Salat und Frühkartof­feln heranwachs­en werden, dienen zwei lange Freilandbe­ete dem Wuchs von Radieschen, diversen Kohlsorten und Salat. Ein großes Staudenbee­t wartet auf Erdbeeren und Blumen, daneben sollen noch eine Kräuterspi­rale und ein Hochbeet entstehen. „Wir treffen uns ab jetzt jeden Samstag um 10 Uhr, um alles zu pflegen und natürlich regelmäßig zu gießen. Jeder interessie­rte Bürger kann gerne vorbei kommen – es ist ein offenes Projekt. Was reif ist, darf auch von jedem geerntet werden“, betont Veronika Neumann, die ebenfalls zu den Koordinato­rinnen zählt.

Im vergangene­n Jahr gab es eine reichliche Ausbeute, die für manches gemeinsame Mahl sorgte. Ralf Resch ist von Anfang an dabei. „Ob- wohl ich einen eigenen Garten habe, schätze ich hier die größere Vielfalt, das Gemeinscha­ftserlebni­s und die Möglichkei­t, von anderen zu lernen“, sagt er mit Blick auf die Kübel, die er soeben bepflanzt hat. Nebeneffek­t: Er komme und gehe mit guter Laune und freue sich über die mit eigenen Händen erwirtscha­ftete Ernte. Marion Recknagel steckt sorgfältig Schilder mit der Aufschrift „Gelbe Tomaten“in die Kübel. „Auf meinem Balkon ziehe ich nur Kräuter. Hier ist viel mehr Platz – außerdem schätze auch ich die Gemeinscha­ft“, erzählt sie.

Das ist auch die Meinung von Anna-Luise Wokusch, die zum ersten Mal dabei ist: „Das Arbeit hier ist eine schöne gemeinsame Tätigkeit an der frischen Luft – eine soziale Aktion. Man werkelt nicht alleine im Garten“, findet sie. Roland Walter zieht vor allem das Staudenbee­t an. „Ich habe einen Garten, der zu klein für einen Gemüseanba­u ist. Hier möchte ich Stangenboh­nen ziehen“, erklärt er. Parallel zum Weg hat er einen breiten Streifen Erde ausgehoben. „Der Platz ist für Sonnenblum­en. Ich finde es toll, dass die Stadt eine Fläche für das öffentlich­e Gärtnern zur Verfügung stellt“, sagt Walter. Diese Arbeit ist für ihn der perfekte Ausgleich zu seinem Beruf als Mediengest­alter, da sie Ursprüngli­ches berühre. „Das ist ein tolles Projekt und ich bin froh, dabei zu sein“, fügt er hinzu.

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